Zurück zur Glaubwürdigkeit

Unsere Sicherheit benötigt eine Trendwende in Bundesbern: Politiker, welche die Armee vergrössern wollen.

Egoistisch, fies, bestialisch: Zur Vollendung kommt das Irrationale im Krieg. Auch durch Personen, die in geordneten Verhältnissen so normal sind, wie Sie und ich. Wut und Massenhypnose führen zu Gräueln: In Europa (Srebrenica), oft in Afrika, in Asien (Rohingya), im Nahen Osten. Gräuel verhindern heisst in jeder Lage das Chaos meistern. Die Kraft dazu muss von vernünftigen Menschen ausgeübt werden, die mit Land und Leuten verwoben sind, so wie es die Schweizer Armee einst war, als ihr ein Zehntel der Wohnbevölkerung angehörte und sie im ganzen Land präsent war.

Mit 100’000 Soldaten ist Schutz eine Verzichtsplanung

Wir werden spüren, dass Afrika um drei Milliarden Menschen wachsen wird. Trinkwasser und fruchtbare Böden werden knapp. Konflikte irgendwo auf der Welt betreffen Migranten in der dicht besiedelten Schweiz, führen zu Terror, legen Welthandel lahm. Und dann reichen Löhne nicht mehr für den gewohnten Spass, Arbeitslosigkeit frustriert und Extremismus winkt, egal in welcher Richtung. Plötzlich wären wir froh, wir hätten Mittel, Ausbildung und Mut, um Brücken, Tunnels, Wasserversorgungen, Elektrizitätswerke und vor allem Menschen zu schützen. Doch mit noch 100’000 Soldaten ist Schutz eine Verzichtsplanung. Dass sich ein Chaos zum Krieg bewaffneter Armeen ausweitet ist wahrscheinlich, wenn ein Machtvakuum das zulässt.

Übung: Armee schützt Infratruktur vor gewalttäigen, bewaffneten Chaoten

Nicht mehr glaubwürdig

Indem die Bevölkerung mit ihrer Armee in der Lage wäre, überall im Land Infrastruktur gleichzeitig zu schützen und Ordnung und Versorgung aufrecht zu halten, hätten Aggressoren von Anfang an keinen Wind in den Segeln.

Die meisten Armeeangehörigen sind motiviert und trainiert, egal ob Berufs- oder Milizsoldaten. Ein Hoch auf diese entbehrungsreiche Leistung! Doch es gibt ein Mengenproblem: 100’000 Soldaten leisten nicht so viel, wie vor 30 Jahren 600’000 es konnten. 97 Bataillone/Abteilungen erfüllen nicht so viele Aufträge, wie 745 vor 30 Jahren. 45% dienstleistende 20jährige sind eine Minderheit gegenüber 55%, die während derselben Zeit Ausland- und Berufserfahrung sammeln und abendlich Freizeit geniessen. Vielseitig einsetzbare Kampftruppen verloren an Bedeutung. Ausrüstung fehlt, Beschaffungsskandale (FIS Heer u.a.) schadeten. In vielen Gemeinde finden nie Übungen statt: Die Armee hat sich aus dem täglichen Leben auf Waffenplätze zurückgezogen und verliert die Lufthoheit: Flächendeckende Glaubwürdigkeit fehlt.

Hauptschuld trägt die Politik. Mit zu vielen Reformen in Folge begegnete die Armee Kritik und setzte Sparvorgaben um. Vor jeder Reform stand ein politischer Bericht (Bericht Brunner, Sicherheitspolitische Berichte), nie unbestritten stellten sie Bedrohungen so dar, dass Abbau mit gutem Gewissen möglich war: Armee 95, XX1, Entwicklungsschritt 08/11, Weiterentwicklung der Armee. Truppenkörper wurden aufgelöst, Soldaten und Kader umgeteilt, umbenannt, Zusammenhalt verschwand, Waffen, an denen Rekruten ausgebildet wurden, gab es im WK nicht mehr. Besonders sinnlos waren Kaderbataillone: Wer es vorher nicht geschafft hatte, konnte sich einen Rang abverdienen, Truppen dafür gab es keine.

Abbau: Von der Armee 61 bis heute

Trendwende

Zurück zur Glaubwürdigkeit lautet der politische Auftrag für die nächste Legislatur. Es braucht Politikerinnen und Politiker, die bewusst taktieren, um folgende Ziele zu erreichen:

  • Armee, Bevölkerung und Landschaft/Gelände wieder besser vernetzen
  • Anzahl Angehörige der Armee erhöhen
  • Flexiblere Dienstzeiten (dafür weniger flexible Dienstpflicht)
  • Infrastrukturen, die in der ganzen Schweiz für Sicherheit sorgen
  • Ausrüstung und Ausbildung muss einem umfassenderen Auftrag entsprechen
  • Sechs Milliarden Militärbudget jährlich
  • Ein neues Kampfflugzeug für die Lufthoheit und den verbundenen Kampf

Oder so ähnlich. Die Trendwende ist nötig: Wenn uns die Armee nicht schützen kann, sind wir irgendwann verloren.

Abbau der Anzahl Angehörigen der Armee
Armeekosten in Prozent der Regierungsausgaben. Zur Info: Weltweit lägen wir mit dieser Prozentzahl auf Platz 135 im Vergleich mit anderen Ländern.

Anmerkungen

Warum die Schweiz ein neues Kampfflugzeug braucht. Link zu Kurzfilm.

Die effektiven Jahresausgaben der Armee lagen in den letzten Jahren bei 4.4 bis 5 Mia CHF inkl. Immobilien (Armasuisse). Die SVP fordert im Parteiprogramm 5.4 Mia CHF. Alleine die Kampfflugzeugbeschaffung kann bis 14 Mia CHF kosten, dazu kommt die von mir gewünschte Infrastruktur und die Wiedererhöhung der Anzahl Angehöriger der Armee. Zur Infrastruktur: Es wurden schon für die Armee XXI viele Sprengobjekte, Sperrstellen mit Bunker und Festungen aufgegeben. Für die WEA soll die Anzahl Liegenschaften um einen weiteren Drittel reduziert werden. Ich vertrete die Ansicht, dass die Fläche der Schweiz mit Festungsminenwerfer abgedeckt werden können soll, dass Brücken nach wie vor auch Sprengobjekte sind und dass der Armee kleinere dezentrale Unterkünfte zur Verfügung stehen müssen. 6 Mia CHF ist eine realistische Zahl und nach wie vor weit unter dem Anteil des Bundeshaushaltes, welchen die Armee einst beanspruchen durfte.

Bericht Brunner: «Bericht der Studienkommission für strategische Fragen» 1998, war ein politischer Bericht, der Sicherheit nicht mehr vor allem durch Dissuasion (Abhaltung eines Gegners) und aktive Neutralitätspolitik, sondern durch Kooperation (mit anderen Staaten) herstellen wollte. Er wurde zu einer wichtigen Grundlage der Armee XXI und der Auslandeinsätze Schweizer Truppen. Der Schreibende war damals Referent für Sicherheitspolitik der Jungen SVP Schweiz.

Persönlicher Bericht des Schreibenden, Hptm a D der Infanterie: 1994 in der RS wurde ich am Sturmgewehr 90 und dem Raketenrohr ausgebildet bei der Gebirgsinfanterie. Personalmangel bei den Festungspionieren, so gab es in der Unteroffiziersschule ein Wechsel der Truppengattung: Zurück zum Sturmgewehr 57 für die Ausbildung meiner Rekruten, was gut ging, da der Schreibende Jungschützenleiter war und die Gebirgsgewöhung bei der Gefechtsverlegung auf der Gotthard-Passhöhe nützlich war. In der Offiziersschule wurde die Hauptwaffe dann, neben dem Sturmgewehr 90 natürlich, die Panzerfaust – als Zugführer eines Schützenzuges bei einem Gast-WK nützte dies – und dann – wieder ein Personalmangel – wurde die Lenkwaffe Dragon zu meiner Hauptwaffe, weitere zwei WK’s. Dann amtete ich als Kommandant StV und dann als militärischer Pressechef am Skirennen Adelboden. Fünf weitere WK’s, nach Stabslehrgang in Luzern und Fachausbildung in Bern, als Hauptmann im Stab des des Geb Inf Bat 77 als Presse- und Informationsoffizier – das war die beständigste Zeit. Während meiner Dienstzeit wechselte der WK-Rythmus vom Jahresrythmus zum Zweijahresrythmus und wieder zurück. Wurden Bataillone der Gebirgsinfanterie aufgelöst (z.B. das Prättigauer 91, mein Gebirgsschützenbataillon 10) und andere wieder gegründet (das Glarner 85). Wurden Divisionen zu Brigaden und Regimenter verschwanden ganz. Aus diesen Gründen hatten ganz viele Kameraden genau so unstete Militärkarrieren. Neben dem Griffel beherrsche ich am Besten das Sturmgewehr und das Raketenrohr. Genau so, wie in der RS ausgebildet.

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