Adolf Flüeli, verlangt vom Kantonsrat mit einer Einzelinitiative (KR-Nr. 260/2020, Link), dass für den Militärflugplatz Dübendorf ernsthaft die Schutzwürdigkeit geprüft werden soll. Es geht um die Wiege der europäischen Luftfahrt. Die SVP hat diese Initiative unterstützt, obwohl sie sonst Denkmalpflege und Heimatschutz eher kritisch gegenübersteht. Hier steht warum.
Mein Votum dazu an der Kantonsratssitzung vom 16. November 2020. Wissen muss man noch, dass viele Politikerinnen und Politiker bereit sind, den Flugplatz dieser Idee zu opfern: Innovationspark Dübendorf.
Schon oft habe ich den Kopf geschüttelt, wie der private Heimatschutz (Verein), aber auch die kantonale Denkmalpflege Bauprojekte erschwert oder in folgenden Beispielen sogar verhinderte: Erdölsparen bei einem geheizten alten Fabrikgebäude ist nicht möglich, weil neue Fenster nicht eingesetzt werden können, der kantonale Beamte der Denkmalpflege war mit Sprossen und Griffen an den bereits beschafften Fenstern nicht einverstanden. Die Fenster stehen jetzt im Keller.
Zweites Beispiel: Ein ehemaliger Landwirt konnte in seinem Elternhaus den Dachstock nicht ausbauen, weil im Innern der Dachstock in der Mitte mit Riegeln getrennt war, Riegel zwischen dem ehemaligen Ökonomieteil und der Wohn-Schütti, wo einst Wäsche getrocknet und Würste geräuchert wurden. Es hätte eine super Maisonette gegeben, aber der Riegel verunmöglichte eine passende Raumeinteilung. Beide Beispiele kenne ich vom Hörensagen, den Frust bei den Liegenschaftsbesitzern habe ich aber beide Male live gespürt, dem Mann mit dem Elternhaus und seiner Tochter wurde ein Traum zerstört.
Sprossen, Fenstergriffe und unsichtbare Riegel – von Beidem gibt es hunderte Beispiel im Kanton, welche an die Architekturgeschichte erinnern. In solchen Fällen – meine Damen und Herren – entspricht es der liberalen Politik der SVP, die Eigentümer zu stützen – wir sind der Denkmalpflege und dem Heimatschutz gegenüber sehr kritisch eingestellt – die Linken und Grünen – obwohl nun mangels neuer Fenster Tonnen an Erdöl verheizt werden – unterstützen Denkmalschutz in der Regel.
Nun aber haben wir hier nicht Fenstersprossen und Griffe, kein versteckter Riegel: Nein, wir haben vor uns die Wiege der schweizerischen, ja der europäischen, Luftfahrt.
Untersucht man Argumente von Herrn Flüeli, auch wenn dies etwas umständlich ist – der Mann hat Recht:
Wenn wir hier schliesslich keine Schutzzone definieren, ja dann, dann müssen sie nie mehr kommen mit Fenstersprossen, Knaufen und versteckten Riegeln. Wenn wir dagegen stimmen, dass hier der Regierungsrat sich um die historische Bedeutung seriös kümmern muss, dass auch im Militärflugplatz Dübendorf das Denkmal ernst genommen werden muss – dann verliert die Denkmalpflege im Kanton fundamental ihre Berechtigung. Sie würde dann zum Willkürinstrument – zum Mittel, um Bauten zu verhindern, wenn einem die Bauerei und die Eigenümerschaft nicht passen. Andere Male, wenn Bauerei und Eigentümerschaft einer Mehrheit passen, stellt man Geschichte und kulturelle Bedeutung hinten an, ignoriert sie ganz. Und sagen Sie nun nicht, meine Damen und Herren, die Fliegerei, über die wir in der Politik stundenlang streiten können, hätte keine kulturelle Bedeutung für unseren Kanton, für unsere Weltoffenheit. Wir schützen Türgriffe an baufälligen Flarzhäusern – aber das alte Tor zum globalisierten Kanton Zürich reissen wir ein!
Die einzelnen Punkten, welche die Initiative verlangt, die wissenschaftlich abgestützte Bestimmung der schützenden Elemente und der Schutzzone, das Museumskonzept, der Einbezug von Projekt- und Finanzierungspartnern, die Kandidatur als Unesco-Weltkulturerbe, die Beibehaltung einer aviatischen Nutzung – im Detail wird sich die Kommission darum kümmern, wird präzisieren, wie nach der Überweisung dieser Einzelinitiative eine konkrete Stellungnahme des Kantonsrates lauten wird, wird uns diese vorschlagen. Damit dies möglich ist, müssen wir heute überweisen. Ich bitte Sie, dies so zu tun!