Leserbrief vom 26. Mai 1999:
Die Gründungsfeier der Stadtzürcher FDP (NZZ Nr. 118, 26. Mai) zeigte einmal mehr, dass die FDP eher dem „philosophischen Liberalismus“ schönredet anstatt fundierte Standpunkte zu einzelnen Sachfragen erarbeitet und politisch mit der nötigen Konsequenz vertritt. Wenn andere Parteien (zum Beispiel die SVP) intern in Kommissionen mit und von Fachleuten Lösungsvorschläge erarbeiten und diese gegen anders motivierte Vorschläge einer anderen Partei (zum Beispiel der SP) mit den nötigen Kanten versucht durchzusetzen, ist es etwas billig, wenn das Programm von Frau Heberlein, wohlgemerkt ohne einen einzigen Lösungsvorschlag zu einer politischen Sachfrage, darin besteht, den anderen Parteien fehlende „Erklärungsmuster“ vorzuwerfen. Abgesehen davon, dass purer Liberalismus genau so menschenfremd wie Sozialismus ist, ist es schon etwas komisch, wenn sich eine liberal philosophierende Partei auf eidgenössischer Ebene für die Mutterschaftsversicherung einsetzt und gerade in Zürich eher mit Sozialdemokraten Konsense schliesst, statt mit der SVP zusammenarbeitet. Die Feier der Stadtzürcher FDP und Voten à la Heberlein zeigen, dass es für das traditionelle FDP-Klientel an der Zeit ist, zu jenen Bürgerlichen zu wechseln, wo Standpunkte auch konkret vertreten werden.
Matthias Hauser, Student, Hüntwangen