Start zur Umfahrung Eglisau! Ja zum Pistenausbau-Stopp und Nein zum Gegenvorschlag.
Das Unterland hat einige offenen Polit-Baustellen, die wir gegen die Interessen oder Gleichgültigkeit anderer Regionen durchsetzen sollten, wenn möglich auch mit kantonsrätlichem Engagement. Über diese Themen will ich in loser Folge schreiben. Heute – aus aktuellem Anlass – über die Verkehrspolitik.
Vorwärts mit der Umfahrung Eglisau
Seit ich mit dem Velo täglich vor sieben Uhr morgens meinem Arbeitsort im nahen Weinland entgegen fahre, kreuze ich eine langsam rollende Autokolonne von der Touringgarage Eglisau bis Mitten in den Waldabschnitt Richtung Rafz. Wer dort drin steckt, benötigt noch dreissig Minuten, bis er nur beim Kreisel Heimgarten ist. Am Abend, in der Gegenrichtung, beim Autobahnende Bülach dasselbe Szenario. Der Zeitverlust für die Stausteher (z.B. Gewerbebetriebe, die zu ihren Kunden sollten), die effektiven Nachteile für das Rafzerfeld und Eglisau selbst, weil zwei Mal pro Tag ein Zapfen im Flaschenhals Rheinübergang steckt, die Emissionen einer Fahrzeugkolonne: Der Zustand ist unhaltbar. Es braucht den Ausbau dieser Strasse mit einem neuen Rheinübergang! Es sind über 20’000 Fahrzeuge täglich, ein Zehntel davon Schwerverkehr. Eine jüngst erschienen ETH-Studie der Industrievereinigung Schaffhausen und des Vereins „Umfahrung Eglisau“ liefert Argumente mit Zahlen. Zur Zeit sind im Kantonsrat zwei Motionen auf der Traktandenliste, welche den Beginn der Projektierung fordern.
Streichung von Zügen und Schliessung von Schaltern
Nicht besser wird’s mit dem Gerangel auf der Strasse, wenn die Anzahl der SBB-Verbindungen wie geplant reduziert werden (Entlastungszüge nördlich von Bülach gestrichen oder den Gemeinden stärker verrechnet). Oder wenn man mit dem Auto in den Bezirkshauptort fahren muss, um Gepäck aufzugeben oder ein komplizierteres Billet zu lösen. Der Abbau des Service public macht Bahnfahren weder attraktiver noch – wie sich gezeigt hat – preiswerter. Komisch übrigens, dass im Tösstal viele kleinen Bahnhöfe einen geöffneten Schalter haben. Vielleicht müsste das Unterländer Lobbying beim ZVV ausgebaut werden. Der ZVV bezahlt die Leistungsvereinbarung der SBB auch mit unseren Steuern.
Jein zu den Flughafen-Vorlagen
Durch ein Ja zum Pistenausbau-Stopp (Abstimmung vom 27. November) wird eine Parallelpiste mit kompletter Nordausrichtung der An- oder Abflüge ausgeschlossen. Die Gegner schreiben zwar, eine Parallelpiste Richtung Norden sei nicht aktuell und würde, wie Änderung am Pistensystem, sowieso dem Volk vorgelegt werden. Nur: Bei solchen Abstimmung um Pisten verliert diejenige Himmelsrichtung, die sich durch die neu möglichen Flugverfahren Lärm einhandelt, sowieso. Eine Schein-Demokratie! Ein Nein zum Gegenvorschlag ermöglicht, dass der Bund auch bei bleibenden Pisten, effiziente und vernünftige Flugverfahren festlegen kann. Vernünftig sind sie, wenn sie möglichst gradlinig (manöverfrei) sind und die Flugphysik, nämlich herrschenden Winde, und die Destinationsrichtung beachten. Effizient sind sie, wenn mehr möglich sind. Das wäre sogar wünschenswert, denn die Anzahl Flugbewegungen sind auch Abbild des Wirtschaftswachstums und bedeuten Arbeitsplätze, gerade für das Zürcher Unterland. Ohne Pistenausbau muss bei steigender Anzahl Flugbewegungen zunehmend der Süden in die An- und Abflugverfahren einbezogen werden. Planungssicherheit und eine gewisse Gerechtigkeit bei Verteilung neuer Emissionen sind die Folge. Das Gefühl, gerecht behandelt zu werden, ist letztlich wichtiger ist für den Rückhalt des Flughafens in der Bevölkerung als die Emissionen selbst.
In loser Folge werde ich diesen Überblick über die Unterländer Polit-Baustellen fortsetzen. Es gibt noch einiges zu berichten.