Das zweitgrösste Bezirksgericht des Kantons Gericht hatte infolge Feierabend seinen Betrieb eingestellt, als am vergangenen Mittwoch, 4. Juni, Freunde und Mitglieder der SVP Hüntwangen auch auf der Anklagebank sassen.
Bezirksrichter Marcus Müller (SVP) führte die Gruppe durch die renovierten Gebäude und erklärte den Arbeitsalltag, Prozessabläufe, anonymisierte Fall-Müsterchen und beantwortete zahlreiche Fragen: Vorgesehen war eine Stunde: Es war dermassen interessant, dass die Führung – in der ein Apéro inbegriffen war – eine halbe Stunde länger dauerte. Anschliessend begab man sich zum Nachtessen im gemütlichen Sternen Nussbaumen.
Weil zum Bülacher Bezirksgericht der Flughafen gehört (Prozesse wie “Swissair-Grounding“ und “Lotsen-Mord“) gibt es mit jährlich über 5’500 Geschäften mehr Arbeit als am Bezirksgericht Winterthur. Vor allem wegen dem Strafrecht: Drogenschmuggler, die am Flughafen erwischt werden, kommen zu Verhandlung nach Bülach (auch sonst ist die Agglomeration Flughafen strafrechtlich emsig). Ein Jahr Gericht Bülach gibt über 500 Jahre Strafe.
Vergleichbar mit anderen Bezirken ist die hohe Anzahl Scheidungs-, Eheschutz- oder Erbrechtsfälle. Diese sind oft rasch erledigt, einzelne können sich aber über zehn Jahre hinziehen. In solchen vom menschlichen Alltag geprägten Streitigkeiten oder am Jugendgericht ist die zivile Verwurzelung der Laienrichter wertvoll. In Bülach sind Laienrichter nicht gezwungen, ihre Rolle ständig zu rechtfertigen, wie man dies zum Teil aus anderen Bezirken hört. Rund 70 Personen arbeiten am Bezirksgericht Bülach, davon acht volle Bezirksrichterstellen, nämlich sechs vollamtliche Bezirksrichter und vier teilamtliche Laienrichter (je 50%). Sie werden alle, wie andere Bezirksämter, von Parteien vorgeschlagen. Die SVP stellt zwei vollamtliche und zwei teilamtliche Richter. Zusätzlich arbeitet ein vollamtlicher Ersatzrichter in Bülach, 15 nebenamtliche Ersatzrichter und zahlreiche Gerichtsschreiber, Sekretäre und Weibelinnen.
Die 2012 abgeschlossene Renovation des Bezirksgerichts erfolgte innerhalb des Baukredits (CHF 17.8 Mio.). Die SVP-Besucher bestaunten die ästhetische Architektur und setzten hinter das eine oder andere Objekt von „Kunst am Bau“ ein Fragezeichen, besichtigten auch die Sicherheits-Schleuse, durch welche Angeklagte zur Verhandlung gebracht werden, den historischen Gerichtssaal und die aufgefrischten Gemeindewappen in der Eingangshalle, die zeigen: Das Bezirksgericht ist eine Institution der Region und des Volkes.
SVP Hüntwangen
Vor, neben und auf der Anklagebank: Ausflügler der SVP Hünwangen