Vor allem zwei Schulen im Kanton Zürich sind mit ähnliche Schulmodellen, wie sie der Zürcher Unterländer (15. Juli 2014) für die Sekundarschule Niederhasli-Niederglatt-Hofstetten beschreibt, negativ in die Schlagzeilen geraten. Neftenbach und Üetikon am See. Eltern haben sich gewehrt, es kam zu Schülerinnen- und Schülerprotesten. Warum?
Diese Sekundarschulen machen das „Selbstorganisierte Lernen“ zum Programm. Das funktioniert so: Die Jugendlichen lernen einen Grossteil der Zeit für sich an einem persönlichen Arbeitsplatz, zur besseren Konzentration abgetrennt durch kleine Holzwände vom Nachbarpult. Stoff-Input-Veranstaltungen (Unterricht in Gruppen) gibt es teilweise freiwillig, verglichen mit anderen Schulen wenig. Lehrer sind nicht Lehrer, sondern Coaches. Die Jugendlichen kommen zu ihnen, weil sie in ihren individuellen Wochenprogrammen gewisse Arbeiten besprechen müssen und dafür Punkte erhalten.
Der Vorteil davon sei, dass jedes Kind genau dort lerne, wo es persönlichen Bedarf habe und dass Selbstorganisation eine in der Wirtschaft gesuchte Kompetenz sei. Das tönt gut, funktioniert aus zwei einfachen Gründen nicht: Weil die Schülerinnen und Schüler soziale Wesen sind und weil es im Leben noch Anderes gibt als Unterrichtsstoff.
Das „selbstorganisierte Lernen“ lehrt die Selbstdisziplin nicht, sondern setzt sie für Erfolgserlebnisse bereits voraus. Dabei kriegen es selbst manche Erwachsene nicht auf die Reihe, trotz anderen wichtigen Dingen im Leben dem mit Anstrengung verbundenen Lernen den Vorrang zu geben. Jugendliche sind neben dem Schulstoff mit Emotionen der Pubertät, existentiellen Unsicherheiten der Berufswahl, oft mit familiären Problemen konfrontiert. Und gerade sie orientieren sich stark an ihrem sozialen Umfeld, daran, was ihre Freundinnen und Freunde gerade tun: Ist es nicht einfach nur logisch, dass da der traditionelle Klassenunterricht leichter fällt? Dort ziehen alle gleichzeitig mehr oder weniger am gleichen Strick, Lehrpersonen unterrichten und erziehen parallel. Selbstorganisiert hingegen sind die Kinder in den Stoffabfütterungsanstalten allein gelassen.
Insbesondere Schülerinnen und Schüler, die etwas mehr Lernmotivation benötigen und die wenig selbstdiszipliniert sind, scheitern an den neuen Modellen in Neftenbach, Uetikon und Niederhasli-Niederglatt-Hofstetten. Auch wenn sie klug wären. Schade.
Matthias Hauser, Kantonsrat SVP und Sekundarlehrer