Der Bau wichtiger Verkehrswege im Zürcher Unterland hängt vom kantonalen Verkehrsrichtplan ab. Der Kantonsrat führt darüber eine mehrtägige Debatte, über 200 Minderheitsanträge werden entschieden.
Bei vielen Richtplaneinträgen geht es um die Trasseesicherung und die Möglichkeit, als Bundesstrasse vorgesehen zu werden. Ein Eintrag bedeutet also weder dass Bagger auffahren; noch sind damit Kredite bewilligt. Aber es kann Land reserviert und ernsthaft geplant werden. Einige Projekte möchte ich kurz vorstellen:
Die Glattalautobahn würde via Bassersdorf-Kloten die A1 von Winterthur mit dem Nordring verbinden. Als Abzweiger Richtung Bülach wird die Nordumfahrung von Kloten erwogen. Zwei Minderheitsanträge wollen beide Vorhaben aus dem Richtplan streichen. Unbegreiflich, wird doch die Glattalautobahn die permanente Überlastung der A1 zwischen Affoltern und dem Brüttiseller-Kreuz wirkungsvoll beseitigen, das Unterland staufrei an die A1 anbinden und Schleichwege (Hardwald) überflüssig machen.
Die „Äussere Nordumfahrung“ von Winterthur durch den neuen Dettenbergtunnel nach Bülach und schliesslich nach Wettingen wäre ebenfalls eine Lösung für die Überlastung der A1. Einwohner der Bezirke Bülach und Dielsdorf gelangten schneller nach Osten oder Westen. Ob dies Sinn ergibt hängt zum Beispiel davon ab, wie gross bereits die Entlastung durch die Glattalautobahn und den breiteren Gubristtunnel wird. Der Richtplaneintrag soll lediglich die Möglichkeit offen halten. Bei der Nichtrealisierung der Nordumfahrung muss dereinst dem Verkehrsfluss zumindest punktuell begegnet werden können (Ersatzvarianten: Umfahrungen Embrach und Embrach-Lufingen, Dettenbergtunnel, Umfahrung Höri-Neeracherried und Dielsdorf-Sünikon).
Der Stau vor und nach dem Kreisel Glattfelden und durch Eglisau ist eine Belästigung für die Anwohner und ein Pfropfen auf das Rafzerfeld. Will man um diese Zeit zur nächsten Apotheke, kann die Fahrt schon eine Stunde dauern. Ursache sind auch Deutsche und Schaffhauser Pendlern, der Schwerverkehrsanteil ist hoch. Mit dem Bau der deutschen A98 (Basel – Singen) wird sich das Problem verschärfen; dann bildet das Rafzerfeld die kürzeste Verbindung nach Zürich. Während die Umfahrung Eglisau als kurz- bis mittelfristig im Richtplan eingetragen ist, will ein Antrag eine Lösung zwischen Bülach und Glattfelden verhindern. Ein zweiter Antrag, den ich unterstütze, will das Problem hingegen beschläunigt lösen.
Mit einem Antrag fordert die SP Fraktion eine direkte S-Bahn-Strecke von Bülach zum Flughafen. Schon heute sind jedoch die Umsteigezeiten in Oerlikon kurz, zum Flughafen werden attraktive Busverbindungen angeboten. Eine wirkliche Alternative wäre, wenn schon, der Weiterzug der Glattalbahn vom Flughafen bis Bülach gewesen. Rüti, Winkel, Bachenbülach und das Einkaufsquartier in Bülach erhielten so eine vernünftige Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Allerdings fehlt eine Bedarfserhebung und Strassenprojekte (Glattalautobahn, Bülach-Glattfelden, Eglisau) sind dringender.
Zwei Anträge befassen sich mit Kies- und Aushubtransporten auf der Strasse. Dabei will der erste den Transport nicht grundsätzlich, sondern nur weitgehend mit der Bahn abwickeln. Der zweite will verhindern, dass der Kanton den Anteil der Bahn festlegen kann. Es nützt wenig, wenn Rafzerfelder Kies nur an Bahnkunden geliefert werden kann, während Lastwagen der deutschen Konkurrenz durch unsere Dörfer rattern. Andernseits sollten die regelmässigen Transporte zu den Betonwerken oder Grossbaustellen wirklich auf der Schiene stattfinden; die Kieslastwagen sind ein Verkehrsproblem. Deshalb macht es für das enorm durch den Kiesabbau geprägte Rafzerfeld Sinn, einen minimalen Anteil der Schienentransporte festzulegen. Die entsprechenden Verladeanlagen stehen zur Verfügung. Ein Schienenanteil war Bedingung der Rafzerfelder Gemeinden, als der Richtplan über die Kiesabbaugebiete festgelegt wurde. Davon sollte solange nicht abgewichen werden, als die Strassenverkehrssituation zwischen Eglisau und Bülach ungelöst bleibt.
Im geplanten Gateway Limmattal bei Dietikon sollen Container zwischen Schiene und Strasse umgeladen werden. Ein Antrag will dies verhindern, unter anderem mit der Begründung, in Rekingen (bei Zurzach) finde heute bereits ein Containerumschlag statt. Falls diese Meinung obsiegt, gibt es ein Argument mehr für den baldigen Zusammenschluss zwischen Glattfelden und Bülach, da zunehmender Schwerverkehr von Rekingen Richtung Zürich zu erwarten wäre.
In der Richtplandebatte wäre es erforderlich, dass die Unterländer Kantonsräte an einem Strick ziehen, wie dies andere Regionen erfolgreich tun. Strategien und Stossrichtungen hätten gemeinsam mit der Planungsgruppe und mit Vertretern der regionalen Verkehrskonferenz ausgearbeitet werden müssen, dann wäre schlussendlich auch deren Einfluss und damit letztlich derjenige der Gemeinden auf die Weg weisende Richtplanung grösser als mit unverbindlichen Einwendungen.