Mit Postulat 269/2018 (Link) forderten SP, Grüne und EVP im Kanton Zürich die Aufhebung von Praktikumsplätzen in Kindertagesstätten und der Pflege. Es soll dafür mehr Lehrstellen geben. Leider ist dies nicht so einfach. Hier die Argumente dagegen – Debatte im Kantonsrat vom 16. November 2020.
- Gerade weil in vielen Einrichtungen, vor allem Kindertagesstätten, gut ausgebildetes Personal knapp ist, sind auch relativ wenige Ressourcen für Lehrmeisterinnen und Lehrmeister vorhanden: Daran orientiert sich das Angebot an Lehrstellen. Ein Praktika ermöglicht Jugendlichen, die mangels Angebot keine Lehrstelle in der Pflege finden, trotzdem den Einstieg in diese Berufe. Andernfalls würden unter Umständen der Pflege motivierte Schulabgängerinnen und Schulabgänger verloren gehen.
- Praktikantinnen und Praktikanten, die sich als geeignet und motiviert erweisen, finden in der Regel nach einem Jahr auch eine Lehrstelle in einer Betreuungseinrichtung: Nicht alle wollen diesen Weg aber weiter gehen und nicht alle erweisen sich als geeignet. Besser, dies kommt in einem Praktikum als in einer Lehre zum Vorschein.
- Grössere Betrachtung aus der Vogelperspektive: Regierungsrätliche Massnahmen sollen zentral einen Bereich steuern, in dem es heute bereits zu wenig Markt und zu viel «freier Personenverkehr» gibt: Eine knappe Personalsituation müsste eigentlich zu höheren Löhnen in Pflegeberufen und damit zu attraktiveren Bedingungen führen. Dies ist jedoch nicht der Fall: Das Pflegepersonal bleibt unterbezahlt und wird immer ausländischer. Praktikumsplätze sind eine Möglichkeit, um in dieser Situation das Berufsfeld für einheimische Jugendliche zu öffnen. Würde deren Anzahl reduziert, werden sie nicht mit Lehrstellen ersetzt, sondern mit Personal aus EU-Ländern.
Das Postulat ist deshalb abzulehnen.