Zur Änderung des Personalgesetzes für Lehrpersonen. Abstimmung vom 3. März. Beitrag zur Diskussion auf www.kindgerechte-schule.ch über fachlich kompetente Schulleitungen.
Wollen wir eine gute Schule, gehören die “besten“ Lehrpersonen ins Schulzimmer. Die höchste pädagogische Kompetenz gehört zu den Kindern. Und nun sollen die hochkompetenten Pädagogen von vielleicht Mittelkompetenten, die sich für das Büro entschieden haben, auch in pädagogischen Fragen beurteilt und geführt werden? Da liegt der Fehler!
Speditive Administratoren, gute Organisatoren, Kommunikatoren und auch Personalchefs müssen Schulleiter sein. Beschlüsse von der Schulkonferenz durchsetzen, Rückgrad der Schule. Diese Kompetenzen entlasten das Team. Und diese Kompetenzen wären alle auch wahrnehmbar, ohne den Schulleitungen pädagogische Führung zuzumuten und damit den Lehrpersonen die „Zweitbesten“ vor die Nase zu setzen. Also keine Beurteilung in pädagogischen Fragen (MAB). Die Unterrichtenden sind so oder so besser ausgebildet. So müssten Schulleiter keine Pädagogen sein.
Die Crux liegt also im Berufsauftrag. Die Schulleiter jubeln ab den Plänen der Bildungsdirektion zum Berufsauftrag der Lehrpersonen. Zeiterfassung, Führungsinstrument. Endlich wird einsehbar, wie wir Lehrer unseren Tag verbringen. Den Schulleitern auch einen Berufsauftrag zu verpassen, hat man verpasst (ich hatte ein Postulat dazu im Kantonsrat). Der Verband schreibt sich selbst ein Pflichtenheft. Beim Berufsauftrag der Lehrpersonen reden alle mit: Schulpräsidenten, Schulleitern, Kantonsräte, Verbandsfunktionäre, Eltern: Die Schulleiter schreiben sich ihren selbst. Und natürlich mit Führungskompetenz in pädagogischen Fragen.
Pädagogisch führen heisst, pädagogische Vorgaben bei den Lehrpersonen beurteilen, kontrollieren und korrigieren, also anordnen, können (z.B. „du musst mehr richtig individualisieren in deinem Unterricht“ „ich will, dass du einmal probierst, dass sich die Schüler selbst Lernziele setzen“). Dafür müssen Schulleiter Pädagogen sein. Besser allerdings wäre: Keine solchen Vorgaben!
Denn Pädagogik ist keine harte Wissenschaft. Ist selbst Gegenstand universitärer Diskussionen, Ist Frage von Haltungen, Einstellungen, abhängig von der Persönlichkeit, Frage von Zielen, die über die fachlichen Ziele im Lehrplan hinausgehen. Wenn hier nicht Pluralismus möglich ist, wird die Schule ideologisch. Vorgaben schränken die Vielfalt immer ein. Unterschiedliche Lehrpersonen mit unterschiedlichen pädagogischen Haltungen sind eine Bereicherung für Schule und eine Schullaufbahn!
Sich in der Volksschulgesetz-Diskussion und nachher hier einzusetzen, hätte der Schulqualität genützt, weil dann die Pädagogik in den Schulzimmern geblieben wäre.
Da das politisch nicht geschehen ist und leider auch kaum geschehen wird, da die Schulleiter als “pädagogische Instanz“ auftreten dürfen, ist mir folgendes wichtig: Schulleiter müssen integere, starke Persönlichkeiten sein, die Verschiedenheit zulassen, die gut beobachten, und keine einzig-und-allein-pädagogisch-seeligmach-Ideologie vertreten. Keine pädagogische Ideologie vertreten? Nun, diese Anforderung erfüllen ab und zu Laien vielleicht sogar besser als ausgebildetet Zweitbeste (die Besten sind ja hoffentlich im Schulzimmer).
Fazit: Diese Abstimmungsvorlage bringt mit der Rolle der Schulleiter eine wichtige Frage für die Schulqualität zur Diskussion. Ob man ja oder nein einlegt ist aber nicht so entscheidend.