Am vergangenen Montag hat sich die SVP für eine Verbesserung des Schulsystems eingesetzt, welche Jugendlichen und Lehrbetrieben geholfen hätte. Vergebens: Gewerbefeinde in FDP, CVP und SP bodigten die Initiative.
Als ich selber Sek-Schüler war, erlebte ich es als vernünftig, dass meine Freunde in der Real- und Oberschule nicht dieselben Fächer gleich oft besuchten, wie ich. Sie hatten mehr Werken, Handarbeit und Kochen, pflegten den Schulgarten und besuchten dafür kein zusätzliches Französisch (ein Minimum schon), Englisch vielleicht als Wahlfach. Neben den vielen handwerklichen Fächern blieb ihnen «der Kopf frei» für Deutsch und Rechnen. Manch ein Realschüler hatte so Ende der Sekundarschulzeit bessere Voraussetzungen als wir in der Sek für eine Lehrstelle mit praktischer Arbeit.
Leider ist das Geschichte: Seit den 90ziger Jahren werden alle Jugendlichen über denselben Leist geschlagen. Egal ob man in der Sek A, B oder C ist: Jeder hat die gleiche Anzahl Lektionen Franz, Englisch, Deutsch, Mathematik, Handarbeit und Haushaltskunde (nicht mehr Kochen): Jeder hat die gleichen Fächer im Zeugnis. Wer «intellektuell» nicht so stark ist, wird trotzdem mit Theorie vollgestopft, erhält keinen Raum, sich stattdessen handwerkliche Fertigkeiten anzueignen, kann deshalb keine besonderen Kompetenzen auf dem Lehrstellenmarkt anbieten, verliert auf der ganzen Linie. Nicht selten bleiben Frustration und das 10. Schuljahr, um die «Schwächeren» vor der Lehre aufzupäppeln.
Die Verbesserung liegt auf der Hand: Es bräuchte wieder Unterschiede im Fächerangebot (der «Lektionentafel»), wie es sie früher zwischen Sek, Real und Oberschule gab. Jugendliche, die intellektuell nicht so stark sind, sollen dafür praktische Fertigkeiten erwerben, die in Lehrbetrieben gefragt sind. Weniger Theorielastigkeit insgesamt heisst, dass auch Deutsch und Rechnen besser haften bleiben. Heute sind diese wichtigen Fächer oft irgendwo als Teil eines Acht-Lektionen-Theorietags in den Stundenplan «hineingepflümlet». Wundert es da, dass, wer mit Theorie seine Mühe hat, nichts mehr lernt?
Aus diesem Grund reichte ich als Mitunterzeichner im Namen der SVP-Fraktion mit Kantonsräten aus der GLP und EVP die Parlamentarische Initiative „Differenzierte Lektionentafel an der Sekundarstufe“ ein. Leider verloren wir am letzten Montag die Abstimmung (71 : 91).
Das Argument der Gegner war, dass eine unterschiedliche Lektionentafel den Wechsel zwischen verschiedenen Niveaus und Abteilungen der Sekundarstufe erschwere. Zum Beispiel den Aufstieg eines Sek-B-Schülers in die Sek A. Damit wird die Realität völlig verkannt: Erstens wird meistens sowieso nur in einzelnen Fächern das Anforderungsniveau gewechselt, zweitens sind Umstufungen relativ selten (drei bis vier pro Klasse in drei Jahren), drittens geht es einfacher und deshalb öfters abwärts als aufwärts. Obwohl offiziell nicht so gedacht, wird zudem bei einer Aufstufung in einer ganzen Stammklasse (z.B. von der Sek B in die Sek A) ein Jahr repetiert, denn vor allem gegen Ende der Zweiten und in der dritten Sek sind die stofflichen Lücken zwischen den Abteilungen riesig. Mit Repetition wäre die Durchlässigkeit aber auch bei einer differenzierten Lektionentafel gewährt: Das war schon so, als es noch die Real- und Oberschule gab.
Lehrbetriebe hätten von handwerklich besser ausgebildeten Jugendlichen mit besseren Mathe- und Deutschkenntnissen und mehr Selbstvertrauen profitiert. Die Bildungspolitik zeigt deutlich, was man sich für die Wahlen merken soll: Vernunft und Gewerbe können sich innerhalb der SP, CVP und FDP nicht durchsetzen.