Gegen den Willen der allermeisten Lehrpersonen sollen die Erstklässer der Oberstufe im Kanton Zürich bereits im Januar 2006 ein neues Zeugnis erhalten. Entschieden hat dies der Bildungsrat, obwohl Fachleute und Praktiker vor dem neuen Formular warnten. Die Leistungsbeurteilung der Sprachfächer ist zu detailliert und kompliziert: Will man dabei seriös vorgehen, so mutiert Unterricht zum ständigen Prüfungsmarathon für die Kinder. Dauerstress statt Stoffverstehen! Ebenso unpraktikabel ist die Erfassung des Sozial- und Arbeitsverhaltens von Schülern in zwölf, statt wie bisher drei unterschiedlichen Rubriken.
Der Bildungsrat hat die Realitäten verkannt. Mittels dringlicher Anfrage fordern deshalb der SVP-Kantonsrat und Sekundarlehrer Matthias Hauser sowie die zwei Sekundarlehrer-Kantonsräte der EVP, Hanspeter Amstutz und Thomas Ziegler, zusammen mit 61 Mitunterzeichnern die detaillierte Offenlegung der Vernehmlassungsresultate zum neuen Oberstufenzeugnis – Es besteht guten Grund anzunehmen, dass der Bildungsrat eingegangene Vernehmlassungsantworten bewusst ignorierte, obwohl er die Vernehmlassung selber beschlossen hatte. Die Anfrage wurde am vergangenen Montag mit 64 Unterschriften eingereicht, die Bildungsdirektion hat nun für die Antwort eine Frist von vier Wochen.
Zwar wird eine Offenlegung alleine am Beschluss des Bildungsrates nicht mehr viel ändern, aber zumindest wird dadurch die politische Verantwortung klar und es wird sichtbar, wie sehr sich der Bildungsrat in mit seinen Entscheidungsgrundlagen von der Schulrealität verabschiedet hat.