Mehr Werken in der Sek B und C

Mit 111 Stimmen (60 wären notwendig gewesen) hat der Kantonsrat am 22. April 2013 die Parlamentarische Inititiative „für eine differnenzierte Lektionentafel an der Sekundarstufe“ überwiesen. Damit wird es endlich möglich, dass die Sek B und C Schülerinnen und Schüler etwas mehr Werken und etwas weniger Fremdsprachen in der Schule haben. Leider dauert es aber bis zur Umsetung noch einige Jahre. Dagegen sind die Grünen und die FDP, auch die SP unterstützt das Anliegen nur bedingt.

Hier mein Votum in der Sache, als Mitinitiant:

Tatsächliche Chancen für kognitiv Schwache

An der Sekundarstufe stellen Lehrpersonen der anforderungstieferen Niveaus fest, dass viele Jugendlichen in den Fächern Handarbeit nicht textil und textil und Hauswirtschaft glücklich sind.

Demgegenüber können Mathematik- Französisch- und Englischunterricht noch so gut sein, für einige Kinder sind sie hürdenreich, demotivierend, Ziele, welche selbst die Leistungsschwächsten erreichen sollten, werden verfehlt. Hausaufgaben werden zur Qual. Besonders dann, wenn sich, aus Sicht der Kinder, mit der Zeit etwas Klügeres anfangen lässt, wie etwa in der heimischen Garage am Töffli herumchlüttere, auf dem Bauernhof helfen oder für die Fussballer- oder Bademeisterkarriere trainieren.

Doch man muss sich stattdessen mit dem abmühen, wo man schon immer bei Kollegen keine Bestätigung fand und die Eltern mit tiefen Leistungen enttäuschte. Oft entstand dieses schlechte Schulgefühl schon in der Primarschule. Manche Jugendliche machen das nicht mehr mit und verweigern sich dem Fremdsprachenunterricht.

Jugendliche sind Kinder und Kinder muss man zu einem gewissen Teil vor der eigenen Bequemlichkeit schützen. Nicht nur, was gerade Lust macht, ist sinnvoll. Deshalb dürfen wir als Staat verlangen, dass ein definiertes Minimum an deutscher Sprache in Wort und Schrift, an Mathematik, an Weltverständnis vorhanden ist. Damit Grundlagen gelegt werden für eine spätere Berufslehre.

Doch zur Zeit verlangen wir von Sek B und C Schülerinnen und Schülern zu viel Kompetenzen in Fremdsprachen, zum Teil auch in Mathematik, – beispielsweise die Wahrscheinlichkeitsrechnung – , die sie in der Berufsschule nicht benötigen werden, ausser, sie streben einen Beruf an, der ihnen voraussichtlich sowieso von einem Jugendlichen aus der Sek A vor der Nase weggeschnappt wird, weil diese in all diesen Bereichen höhere Lernziele erreichen. Schauen sie nach, sie finden die Informationen im Internet: Für viele handwerklichen Berufe benötigt man tatsächlich weder Französisch noch Englisch.

Wir verlangen diese Fächer im Namen der Chancengleichheit. Vergessen aber, dass die Chancen sowieso nie gleich sind, weil der Jugendliche aus der Sek A nämlich klüger ist. Nicht nur im Zeugnis, sondern real. Das ist die harte Tatsache. Und deshalb werden auch viel weniger Kompetenzen, als wir verlangen, effektiv erreicht. Trotz allen gutgemeinten Förderstunden und Zusatzmassnahmen, welche von betroffenen Kindern oft ebenfalls als Belastung erlebt werden.

Es wäre besser, wir würden eine Schule gestalten, die auch für weniger Kluge Perspektiven aufbaut. Sonderpädagogik ist dazu nicht nötig, denn es stehen praktische Kompetenzen zur Verfügung: In einer Werkstatt, im Garten, im Umgang mit Tieren, in der Pflege und Fürsorge. Jede und jeder hat Stärken. Selbstvertrauen kann gewonnen werden, Glück, wenn ein Kind in diesen Bereichen Stärken zeigen und zählen lassen kann, wenn die Stärken ausgebaut werden dürfen und letztlich in der Berufswahl, als praktische Kompetenz, sogar einen echten Vorteil darstellen. Ein Plus, das die Sek A Schülerinnen und Schüler nicht im Rucksack haben.

Sek B und C Schülerinnen und Schüler können heute keine Handarbeit mit Holz und Metall einzeln wählen. Früher waren dies zwei Fächer, heute nur noch eines. Wenn sie es wählen, reicht die zulässige und vernünftige Lektionenzahl nicht mehr für Hauswirtschaft. Auch nicht, um für das geometrisches Zeichnen, also das Erstellen und Lesen von Plänen, zu belegen. Oder für angewandte Naturkunde im Schulgarten. Das ist ein bereits beschränkter Rahmen für das Wahlfachsystem in der 3. Sek. Sinnvoll und im Sinn dieser PI wäre aber bereits geometrisches Zeichen, mehr Handarbeit und Hauswirtschaft in der ersten und zweiten Sek B- und C.

Indem diese PI unterstützt wird, erhält die Bildungsdirektion den Auftrag, darzulegen, wie eine neue Lektionentafel für die Abteilungen B und C der Sekundarstufe aussehen könnte, die den Kindern und den Anforderungen an sie in der Zukunft entspricht.

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