Zu einem Postulat von drei FDP-Kantonsräten, welches sogenannt «zeitgemässe Anstellungsbedingungen» für Schulleitende der Sekundarstufe 2 verlangte, habe ich Diskussion verlangt und beantragte leider vergebens Ablehnung. Hier mein Votum (Kantonsratssitzung vom 13. Juni 2016).
Die Postulanten fordern für Schulleitungen an Mittelschulen: Mehr Lohn, nämlich eine eigene Lohnklasse, mehr Macht, nämlich die Abgrenzung durch Ausbildung, ohne die es heute auch ging und infolge einer neuen Hierarchiestufe der Abteilungsleitungen und gleichzeitig weniger Arbeit durch die Einführung von Abteilungsleitungen und die Abschaffung der Unterrichtsverpflichtung und durch mehr zentrale Dienste. Dabei sind Schulleitungsstellen bereits heute attraktiv. Deren Neubesetzung gibt keine Mühe, immer gibt es genügend geeignete Bewerbungen. Und sollte irgendwann in Zukunft eine Stelle unbesetzt bleiben: «mehr Lohn, mehr Macht, weniger Arbeit» sicher die falschen Anreize für Personen, die man sich in der Führung wünscht.
Völlig abstrus wäre die Behauptung, wer mehr Lohn, mehr Macht und weniger Arbeit habe, sei schlussendlich noch qualifizierter.
Mittelschulen und Berufsschulen sind wie Hochschulen und Volksschulen sogenannte Expertenorganisationen. D.h. die Leitung ist in der Regel akademisch/intellektuell nicht besser qualifiziert als die zu führenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das System «Primus inter Pares» bewährt sich für solche Organisationen und gibt den Leitung Rückhalt und die Glaubwürdigkeit, die für einen ruhigen und vernünftigen Schulbetrieb unabdingbar ist, wenn Mitarbeiter besser qualifiziert sind als Führungspersonen.
Wir haben an Hochschulen (z.B. Unispital, Vetsuisse) und zahlreichen Volksschulen in den letzten Jahren viele Konflikte erlebt, weil das System «Primus inter Pares» verletzt wurde. Der Wegfall der Unterrichtsverpflichtung bedeutet die Abkehr von «Primus inter Pares», untergräbt die Glaubwürdigkeit der Rektorinnen und Rektoren und führt zu Konflikten.
«Never change a running system» – Kosten und Risiko geht man nicht vergebens ein, auch nicht, beim Ändern von Systemen. Dieser Grundsatz der Informatik sollte endlich einmal auch für Schulen gelten. Dieses Postulat wird von der SVP nicht überwiesen.
(Infolge einer beruflichen Abwesenheit wurde das Votum freundlicherweise von Kantonsrätin Anita Borer verlesen.)