Professoren sollten wissenschaftlich bleiben
Gegenrede von Professor Reto Knutti, Weltwoche Nr. 23, Seite 18
LINK zur Gegenrede von Professor Knutti
Untypisch für einen Professor bringt Reto Knutti zur Frage nach den Ursachen des Klimawandels wenig wissenschaftliche Argumente und polemisiert, indem er Anderen Polemik vorwirft: Wenn Knutti als Autor des Weltklimarats simple Rezepte propagiert (CO2-Ausstoss reduzieren), sollte er diese auch nüchtern kausal begründen können. Statt dass er den Ball aufnimmt, schiebt er Andersdenkende in die Minderheitsecke und liefert damit Nichtdenkenden Munition, um die Jugend zum Demonstrieren statt Studieren aufzuhetzen.
Professorale Argumentation müsste zum Beispiel bei Prozenten die Art des Grundwertes angeben. Doch Quelle (eine Metastudie?) und Fragestellung, wenn Knutti schreibt «95 Prozent Studien kamen zu anderen Resultaten» bleiben ungenannt, die Aussage damit Glaubenssache. Weiter kämpft er gegen eine Position, die es gar nicht gibt, die er aber radikalisiert unterstellt: Niemand negiert Klimawandel und dass acht Milliarden Menschen einen Impact haben. Gezweifelt wird am Mass – und genau da liefert sein Text wieder keine Argumente. Ist unsere Nische derart sensibel, dass der eine Atmosphären-Hundertausendstel (3% von 0.038%-CO2-Anteil), der durch den menschlich verursachten CO2-Ausstoss seit Erfindung der Verbrennungsmotoren dazugekommen ist, hauptsächlichste Existenzbedrohung ist?
Es gibt Ausgleichsmechanismen: Das Wachstum der Pflanzenmasse könnte den CO2-Ausstoss mit einigen Jahren Verzögerung kompensieren, seit 1982 wurde die zweifache Fläche der USA neu begrünt.
Messungen, schreibt Professor Knutti, lügen nicht. Wir messen gegenüber vor 150 Jahren den höheren CO2-Anteil der Atmosphäre. Und wir messen die um rund ein Grad höhere Durchschnittstemperatur als damals. Je nach Ort und Zeit zeigen Werte in beiden Fällen starken Schwankungen, dennoch ist mittelfristig eine Korrelation sichtbar. Aber was ist Ursache und was ist Folge? Messungen lügen nicht: Messungen an Eisbohrkernen zeigen, dass der höhere CO2-Gehalt dem Temperaturunterschied folgt, es müsste nach einfachen Darstellungen des Treihauseffektes andersherum sein – und damit sind wir bei den Modellen. Eigentlich möchte ich von Professor Knutti lesen, wie sich Differenzen zwischen Messungen und den von Klimapolitikern benutzen Modellen erklären. Diese Erwartung werden in seinem Text enttäuscht.
Matthias Hauser