Es geht in dieser KEF-Erklärung überhaupt nicht darum, auf die Änderung des neunten Schuljahres zu verzichten. Es ist anerkannt, dass eine berufsorientierte Weiterentwicklung des Wahlfachsystems Sinn macht. Es ist auch wichtig, dass damit das „Ausplämppern“ von SchülerInnen und Schülern in der dritten Sekundarklasse verhindert werden kann. Schulzeit ist zu wertvoll, als dass selbst im elften Schuljahr unmotiviert auf ihr Ende gewartet werden soll. Unter diesem Aspekt braucht das neunte Schuljahr eine Reform.
Diese Reform ist eingeleitet in Form eines Pilotprojektes. Mit der vorliegenden KEF-Erklärung soll die Ausweitung des Projektes und letztlich die flächendeckende Neugestaltung des 9. Schuljahres ein wenig verzögert werden. Derart dringend, wie einige Kolleginnen und Kollegen in ihren nachfolgenden Voten ausführen werden, ist die Angelegenheit nämlich nicht: Das neunte Schuljahr war schon immer ein „Ausplämpper-Jahr“: Es gab schon immer Schülerinnen und Schüler, die, einmal die Lehrstelle im Sack, kaum mehr einen Finger für die Schule gekrümmt haben. Kaum in der Lehre gingen sie auf wie Osterglocken im Frühling. Solche Jugendliche wird es auch künftig geben, eine Reform des neunten Schuljahres verändert nur ihren Anteil. Auch den Lehrstellenmarkt – also die Lehrstellenknappheit – können sie mit dem neunten Schuljahr nicht beeinflussen. Nehmen sie die Angelegenheit also bitte nicht so wichtig.
Hingegen laufen zur Zeit zahlreiche andere Reformen der Sekundarstufe: Die Integration der Kinder aus Kleinklassen in Regelklassen, einzelne Fächer wie Religion und Kultur, vielenorts werden erst auf kommendes Schuljahr die Schulleitungen eingeführt, was zu vielen Veränderungen führt, einige Schulgemeinden planen den Wechsel des Oberstufensystems, schulhausintern müssen Elternmitsprache, Qualitätssicherung, Sicherheitskonzepte, Kollegen-Hospitationen, Gesundheitsförderung und Schülermitsprache entwickelt werden.
Die Einführung des neunten Schuljahres mit den obligatorischen ausführlichen Standortbestimmungen in jedem Fall in der zweiten Sekundarklasse bedeutet viel Arbeit. Die Standortbestimmung alleine heisst eine Arbeitswoche reine Elterngespräche, bei zwei Klassen mit 20 Jugendlichen und je einer Stunde Gesprächsdauer. Diese 40 Gesprächsstunden werden nicht in den Ferien durchgeführt, sondern am Abend, am Mittwochnachmittag, am Samstagvormittag und so weiter. Verteilen sie einmal eine Arbeitswoche auf vielleicht drei Wochen verteilt rund um einen bestehenden Stundenplan. Ich meinte, mit derartigen neuen Arbeitslasten sollte zugewartet werden bis andere Reformen sich zeitlich gesetzt und ausbezahlt haben, bis wieder Ressourcen frei werden. Es schadet der Sache, wenn sie das System überfordern. Eine Verzögerung hat vorläufig positive Auswirkungen für die Zahlen der Finanzplanung. Deshalb bitte ich Sie, diese KEF-Erklärung zu unterstützen.