2006 bis 2009 schliessen nacheinander die Bahnschalter Hüntwangen, Glattfelden, Eglisau und Rafz.
21. Januar 2013: Im Kantonsrat wird mein 2009 eingereichtes Postulat „Tote Bahnhöfe im Rafzerfeld – Gerechtigkeit im ZVV“ mit 99 zu 56 Stimmen aus verschiedenen Parteien überwiesen (SVP, SP, EVP, Grüne, explizit ohne FDP und GLP). Nun muss der Regierungsrat und mit ihm der Zürcher Verkehrsverbund über die Bücher: Sollen in Eglisau oder Rafz wieder Dienstleistungen eines Bahnschalters angeboten werden? Spätestens in drei Jahren liegt ein Bericht vor. Hier einige Unterlagen dazu:
Download Postulat „Tote Bahnhöfe im Rafzerfeld – Gerechtigkeit im ZVV“
Download Anfrage „Ungleichbehandlung von Bahnhöfen durch den ZVV“
Mein Votum vom 21. Januar im Kantonsrat:
Anrede
Die Absicht des Postulates ist es, dass zwischen Neuhausen und Bülach mindestens ein Bahnschalter für die Bahnbenützer wiedereröffnet wird. Geeignet wären Rafz und Eglisau.
Es gibt verschiedene Services an bedienten Bahnschaltern, die weder an modernen Ticketautomaten der SBB noch via Email oder Telefon erledigt werden können. Dies haben die Beamten nicht in der Antwort auf das Postulat hineingeschrieben. Es sind dies:
- Kollektivbillette, immer dann, also faktisch immer, wenn einige der Gruppenmitglieder Halbtax haben, wenn verschiedene Reisetage abgedeckt werden müssen, wenn ein Teil davon ein Railaway-Angebot sein soll oder ein Gruppenmitglied für einen einzelnen Streckenabschnitt bereits ein ZVV-Abo besitzt und so weiter. Das geht nicht ohne Schalter.
- Internationale Reisen
- Gepäcktransport
- Abonnemente, wie Familienkarten, die neue Halbtaxabi, Generalabi und Spezialangebote, aber auch die ZVV-Mehrfahrtenkarte, wenn man vier verschiedene aufs Mal lösen will
Nach zwei Jahren Erfahrung kann ich Ihnen sagen, wie die Menschen aus Gebieten ohne Bahnschalter heute diese Probleme lösen: Die Pendler unter uns stellen uns am Hauptbahnhof in die Warteschlange, warten 30 Minuten und schenken damit einen Umsatz, den unsere Bahnstation früher hatte, dem Hauptbahnhof. Oder wir fahren mit dem Auto nach Bülach und lösen unser Abo dort.
Zudem gibt es Menschen, nicht nur ältere, die lieber mit Menschen anstatt mit Automaten kommunizieren. Der Wegfall von Bahnschaltern hält sie vom Bahnfahren ab.
Sie sehen: Manchmal ist ein Bahnschalter tatsächlich nötig. Und in jedem Fall ist er eine Verbesserung des Service Public.
Es ist deshalb lobenswert, dass der ZVV in der Leistungsvereinbarung mit den Bahnbetrieben die unbedingt bedient bleibenden Bahnschalter festgelegt hat. Hätte ein Bahnschalter keinen Nutzen, würde der ZVV dafür wohl kaum auch einen Beitrag an die SBB entrichten.
Dank dieser Leistungsvereinbarung ZVV-SBB bleiben im Kanton zahlreiche betriebswirtschaftlich unrentable Bahnschalter bedient – finanziert auch mit Steuern von Bürgern aus Gemeinden, die keinen Bahnschalter mehr haben. Es sind nicht nur grosse Bahnhöfe, sondern auch Stationen wie Bassersdorf, Bauma oder Turbenthal, Erlenbach, Ossingen, Bubikon, Bonstetten, Nänikon, Winterthur-Seen, Rümlang, Kilchberg, Zürich-Tiefenbrunnen.
Wieso bleiben im Tösstal die Schalter offen, zwischen Neuhausen und Eglisau müssen wir nach Bülach fahren? Rechnen Sie die Bevölkerung aus dem Flaachtal, aus Rüedlingen und Buchberg, aus dem Schaffhausischen und Deutschen Klettgau hinzu – alles Orte, aus denen Menschen jeden Morgen auf Rafzerfelder Bahnhöfe fahren – kommen sie auf weit über 20‘000 Personen, die von einem Schalter Rafz oder Eglisau profitieren werden.
Es gibt neue Möglichkeiten: In Hüntwangen-Wil hat direkt neben dem Bahnhof ein Einkaufzentrum geöffnet. Prüfen sie wenigstens Kooperationen.
Entweder, der ZVV subventioniert unrentable Schalter der SBB überhaupt nicht mehr und die SBB ist kantonsweit in ihrer Entscheidung frei, so wie es das Transportgesetz des Bundes vorsieht, oder dann schaut der ZVV bei seiner Subventionierung bitte auch auf eine vernünftige regionale Verteilung, welche der gesamten Bevölkerung entgegen kommt und nicht die einen für die anderen zahlen lässt.
Noch etwas zum Schluss: In den Ausführungen der Regierung zur Abschreibung des Postulates schreiben sie, dass die Anbindung der Region Eglisau bis Rafz an den Taktfahrplan der S-Bahn verbessert würde. Das ist arg geschönt. Tatsache ist, dass zur Zeit Zusatzzüge auf Kosten der Gemeinden betrieben werden müssen, weil die Anbindung der Region seitens ZVV im Dezember schlechter wurde. Die Anbindung wurde nicht verbessert. Herr Regierungsrat, sie scheinen eine Region systematisch zu vernachlässigen und sie merken das nicht, weil Ihnen ihre Beamten nur die halbe Wahrheit in die Postulatsantworten schreiben. Schauen Sie der Realität ins Auge, sorgen Sie für einen geöffneten Bahnschalter, wenn der Kantonsrat das Postulat überweist, was die SVP tun wird und hier im Saal auch empfiehlt.