Erstaunlich, welche Gifte uns umgeben… Als Kantonsrätin oder Kantonsrat erhält man von allen möglichen Institutionen Jahresberichte zugestellt. Der Spannendste ist derjenige vom Kantonalen Labor.
Link zum Jahresbericht 2019 Kantonales Labor Zürich
Die Hälfte der Lebensmittelproben am Züri Fäscht 2019 wurde beanstandet, ein Unternehmer verkaufte brasilianische Poulets als Schweizer Geflügelfleisch, Pangasius enthält viel Antibiotika und Chips aus Gemüse sind krebserregender als solche aus Kartoffeln, doch Schweizer Gemüse enthält im Schnitt etwas weniger Pestizide als das aus der EU und aus Asien. Nur spärlich mit den enthaltenen Allergiestoffen deklarierte Zimtsternen enthalten auch Schimmelpilz, viele Gewürze deren Pilzgifte. Dafür haben wir ausgezeichnetes Badewasser in Flüssen und Seen, wenn man es nicht gerade an einer trüben Stellen nach einer Kläranlage schluckt.
Dies sind nur einige der vielen Infos rund um die biologische und vor allem chemische Zusammensetzung der Stoffe, mit denen wir Menschen im Alltag immer wieder in Berührung kommen. Rund 78 Vollzeitstellen im Kantonalen Labor vollziehen die Lebensmittelkontrollen, überprüfen Trink- und Badewasser und kümmern sich um das Chemikalienrecht im Kanton Zürich und decken so Appetitliches und weniger Appetitliches auf.
Als Sekundarlehrer für Natur und Technik bedauere ich es, wenn heute im Unterricht spannende Versuche und Demonstrationen nicht mehr möglich sind, weil eben mit gefährlichen Stoffen strengere Regeln durchgesetzt werden als früher, alle paar Jahre vom kantonalen Labor kontrolliert. Zum Beispiel wurde das mit Quecksilber gefüllte Konfitürenglas mit dem schwimmenden Eisennagel entdeckt und entsorgt: Generationen von Schülerinnen und Schülern haben dank ihm live gesehen, dass Metall flüssig sein kann und Eisen darin schwimmt, obwohl es im Wasser sinkt.
Doch der Jahresbericht entschädigt ein bisschen für den Verlust. Er zeigt, für was Chemieunterricht nützlich ist.