Die Lehrerinnen an Mittelschul-Husikursen wehren sich für den Erhalt ihrer Luxusstellen (auf Mundart würde man sagen: Stellen für “fuuli Trucken“). Dabei wäre Husi im Progymi kein Problem. Oder macht dann die Hauswirtschaft an der Sek etwa keinen Sinn?
Dass unsere Sekundarschülerinnen und Sekundarschüler in Hauswirtschaft und Handarbeit (je 120 Lektionen mindestens) ausgebildet werden, macht Sinn. Das klappt seit Jahren so und ist nicht umstritten.
Weshalb aber schicken wir dann 1500 dieser Sekschüler – soviel schaffen jährlich den Übertritt ans Gymi – nochmals in einen Husikurs? Wo sie notabene wieder mit jenen Husi- und Handsgi-Anfängern zusammen kommen, die direkt nach der 6. Klasse ins Gymi gingen?
Bringt’s Hauswirtschaft an der Sekundarschule etwa doch nicht? Ich finde schon. Alle die eine Berufslehre machen, haben nach der Sek keine Husi mehr. Und die Husi-Lehrerinnen wären die ersten, die laut protestieren würden, wollte man diesen Unterricht abschaffen.
Weshalb haben dann genau sie das Referendum gegen die Bereinigung der Doppelspurigkeit ergriffen? Weshalb sagen sie: „Jawohl, es ist Recht, die Sekschüler sollen im Gymi nochmals in den Husikurs“?
Nun, es geht um Stellen. Die Husi-Lehrpersonen am Gymi sind zwar wie Seklehrer ausgebildet, verdienen aber wie Mittelschullehrer. Sie führen neun Mal im Jahr den gleichen dreiwöchigen Kurs immer an einer anderen Gymiklasse durch, immer drei Lehrkräfte für eine Klasse. Das ist ihr Vollpensum (9 x 3 = 27 Wochen). Und nun im Abstimmungskampf argumentieren sie: Es liesse sich mit jüngeren Jugendlichen kein sinnvoller Husi-Kurs planen. Mumpiz: Jeder normale gleich ausgebildete weniger gut bezahlte Seklehrer unterrichtet mehr als ein Fach, meistens alleine, über drei Jahre, nicht während drei Wochen, mit wechselnden Klassen, weniger intelligenten Kindern und das während 40 Wochen im Jahr und begleitet und beaufsichtig die Schüler auch in Arbeitswochen. Und viele mit Erfolg! Die Mittelschul-Husi-Lehrerinnen wollen einfach ihre Luxus-Stellen behalten.
Und die anderen Fächer an den Mittelschulen? Stimmbürger und Kantonsrat haben dafür gesorgt, dass die Zeit zur Maturität verkürzt wurde. Für die Gymnasiasten, die von der Sek her eintreten, bleiben 3.5 Jahre, um den Maturitätsstoff zu lernen, fast ein Jahr weniger als in den 90ziger Jahren. Die meisten für die Matura relevanten Fächer mussten „Federn lassen“: Nur die Repetition von Kochen, Bügeln, Waschen, Nähen und Werken nicht. Dabei wird heute diskutiert, ob die Matura noch ein genügend hohes Niveau habe, als Voraussetzung für ein Studium an einer Hochschule, früher war das klar.
Es ist Irrsinn, unter diesen Bedingungen an einer Doppelspurigkeit festzuhalten, statt den Husi-Kurs auch am Gymi in diejenigen Jahre zu verschieben, in denen er an der Sek erfolgreich stattfindet. Fazit: Klar JA zur Änderung des Mittelschulgesetzes!
Matthias Hauser, Seklehrer, Kantonsrat, Mitglied Aufsichtskommission einer Mittelschule