Flugtechnisch optimales Verfahren

Mit einer Anfrage an den Regierungsrat wollen Kantonsrat Othmar Kern (SVP, Bülach) und ich (Kantonsrat Matthias Hauser, SVP Hüntwangen) erreichen, dass für die Diskussion der An- und Abflugverfahren ein Grundwissen publik wird, über das sich die Politik heute hinwegsetzt. Wir möchten erfahren, wie das An- und Abflugregime des Flughafens Zürich-Kloten gestaltet werden müsste, um flugtechnisch optimale Bedingungen zu gewähren.

Fliegen nach Windrichtung

Ein bestimmtes Flugzeug bleibt immer dank der Physik in der Luft; Vorwärtsgeschwindigkeit, Widerstand, Erdanziehung und Auftrieb. Je nach Windrichtung ändern diese Kräfte ihr Verhältnis. Flugtechnisch am günstigsten sind Starts und Landungen gegen den Wind – was bedeutet, dass Flugzeuge in die gegenüberliegende Himmelsrichtung starten, als aus der gelandet wird. Demgegenüber wird heute am Flughafen bis ans Limit (oft 10 Knoten) auch mit Rückenwind gelandet.
Flugtechnisch günstig ist es auch, wenn kurz vor der Landung oder kurz nach dem Start nicht noch Manöver, wie enge Kurven, geflogen werden müssen. Heute ist dies nach den Südstarts der Fall und wird für den gekröpften Nordanflug erprobt. Der Treibstoffverbrauch wird durch solche Kurven höher, die Steiggeschwindigkeit vermindert und der Lärm (ausgestrahlte Dezibel) lauter, als beim Geradeausflug. Right- und Leftturns und Sidesteps dürften sich kaum als optimal erweisen.

Und flugtechnisch günstig wäre es auch, wenn der An- und Abflug mit dem nötigen Funkverkehr möglichst standartisiert verläuft und nicht das ganze Regime zu einer politisch ausgehandelten Tageszeit einfach so umgestellt und umkommuniziert werden müsste. Umstellungen verursachen Wartezeiten und verbrauchen Treibstoff.

Die Diskussion um die An- und Abflugverfahren wird von den Akteuren mit Argumenten wie “bei uns gab es noch nie Fluglärm, wir haben das Recht auf Ruhe”, oder “wir am Morgen, deshalb die Anderen am Abend” geführt. Niemand hat dabei eine fundierte Ahnung, wie es aussähe, wenn man den Flugbetrieb flugtechnisch optimal gestalten würde.

Wie viel weniger müssten die Verfahren umgestellt werden, wenn man statt auf die Politik auf den Wind schaut? Wer hätte bei Westwind wieviel Lärm, wer bei Nordwind und wer bei Föhn? Welche mengenmässige Verteilung des Fluglärms brächte die wettermässige Abhängigkeit mit sich? Wieviel Liter Treibstoff könnten gespart werden? Wie viel höher würde die Sicherheitsreserve der Piloten?

Optimales Verfahren statt Lärmabwälzer-Varianten

Jeder Pilot könnte beantworten, wie er am sichersten auf Kloten anfliege oder starten würde. Nach der Ansicht von Othmar Kern und mir muss das entsprechende Wissen nun zu den Politikern, bevor weiter gestritten wird. Wir wollen nicht – wie dies eine Berichterstattung über unsere Anfrage betitelte –  dass die Experten (zum Beispiel des BAZL) ohne Rücksicht auf die Politik das An- und Abflugregime im Alleingang regeln, sondern dass sie von der Politik den Auftrag erhalten, statt gerade noch knapp machbare Lärmabwälzer-Verfahren zu erproben eben flugtechnisch optimale Varianten zu präsentieren.
Welche An- und Abflugvarianten schlussendlich vom Bund (nicht von unserem Kanton) festgelegt werden, steht noch in den Sternen. Sofern der Kanton Zürich dafür aber, zum Beispiel im Rahmen der Raumplanung (Relief), Empfehlungen gibt und Politiker dazu “vorstössig” werden, sollen die “Varianten-Promotoren” auch Rechenschaft darüber ablegen, weshalb ihre Varianten derart viel gescheiter sind, als die technisch optimale Lösung, die man dazu kennen muss.

Solidair

Von den bisherigen Vorschlägen, die allesamt vor allem politischen Aspekten gerecht werden, unterstützten Othmar Kern und ich das Konzept Solidair (www.solidair-zh.ch) welches von den Gewerbevereinen und den Bezirksparteien CVP, FDP und SVP der Bezirke Bülach und Dielsdorf entwickelt wurde. Dahinter steckt ein mühsam erreichter aber letztendlich sinnvoller bürgerlicher Kompromiss – eine Errungenschaft, die zum Leidwesen des Flughafens kantonal und eidgenössisch noch in weiter Ferne liegt.