Mit der parlamentarischen Initiative 174/2010 will ich die kantonale Fachstelle für Schulbeurteilung abschaffen. Mitunterzeichnet haben auch EVP und CVP. Sie unterstützten die Abschaffung der Fachstelle nun nicht mehr. Grund: Ein Gegenvorschlag der Kommission für Bildung und Kultur des Kantonsrates.
Der Gegenvorschlag sieht als massgeblichste Änderung vor, dass die Fachstelle nur noch alle fünf, statt wie bisher alle vier Jahre jede Schuleinheit besucht. Auch muss man ihr nicht mehr über Verbesserungsvorschläge raportieren (Schulbehörden werden abschliessend zuständig). Diese zwei Änderungen sind unbedeutend; Äusserst erstaunlich, dass sie zu einer Haltunsänderung bei CVP und EVP führten. Diesen Parteien scheint der Kompromiss näher als die Sache.
Die Initiative zur Abschaffung der Fachstelle für Schulbeurteilung habe ich aus folgenden Gründen eingereicht:
a) Die Besuche der Fachstelle für Schulbeurteilung verursachen vor, während und nach der Evaluation einer Schule einen immensen administrativen Aufwand. Dieser geht soweit, dass manche Schulen sogar einen oder zwei zusätzliche Weiterbildungstage unter der Woche durchführten, und die Kinder zu Hause blieben. Die Lehrkräfte haben an diesen Tagen Teilbereiche des Dossiers für die Fachstelle erarbeitet. Meine Schule war kaum die einzige Schule, die es so handhabte.
b) Die Schulqualität wird durch die Fachstelle nicht wesentlich gesteigert. Die Fachstelle misst die Schulqualität an Qualitätskriterien, von denen nur einzelne den Unterricht als solches betreffen und die sich an einem Handbuch für Schulqualität, einem Bildungsratsbeschluss, orientieren. Was gute Schule ist, sollte aber meiner Meinung nach nicht der Bildungsrat, sondern die Gesellschaft in ihrer Vielfalt und mit ihrem allgemein gültigen gesunden Menschenverstand bestimmen, also demokratischer. Zudem definiert die Fachstelle selber, wie sie die Qualitätskriterien des Bildungsrates beobachten will. Damit bestimmt sie, die Fachstelle, welcher Unterricht gut ist. Sie ist eine vom Volk “unguided Missile“ der Schulqualität.
Die Frage ist nun, ob der Gegenvorschlag der Kommission für Bildung und Kultur…
a) …den Aufwand der Schulen reduziert. Antwort: Er tut es, aber nur minim. Die Fachstelle rechnet mit dem Abbau von 600 Stellenprozent, das entspricht sechs von über 50 Stellen. Ungenügend. Auch werden erwähnte Weiterbildungstage und Dossierarbeit in den Schulen bei einem 5-Jahres-Rhythmus nur unmerklich reduziert.
b) …die Schulqualität wesentlich steigert. Antwort: Der Gegenvorschlag vergrössert die Unwirksamkeit der Fachstelle eher noch, dank dem 5-Jahres-Rhythmus. Aber wie gesagt, unwirksam war die Fachstelle schon zuvor. Die allermeisten Schulen werden als gut beurteilt, die Schulen, Lehrpersonen, Schulleitungen, Schulbehörden und Eltern wissen mit und ohne Fachstelle, wo die Mängel liegen.
Die Fachstelle wird zum Beispiel vom Schulleiterverband vor allem deshalb als “wertvoll“ empfunden, weil der Bericht den Schulleitern und Behörden hilft, Reformen gegen die Lehrerschaft durchzusetzen. Die Fachstelle ist so nicht mehr als eine “Führungskrücke“, häufig, kann man mit etwas Vertrauen in die Lehrerschaft feststellen, nicht einmal wirklich Richtung Qualität. Der Gegenvorschlag ändert an diesem Missstand nichts und wenn Schulleitende und Behörden Führungskrücken brauchen, ist etwas krumm im System, das mit einer Fachstelle nicht behoben werden kann.
c) …Qualitätskriterien demokratischer – d.h. nicht ideologisch – abstützt? Antwort: Nein. Nach wie vor sollen Bildungsrat und Fachstelle bestimmen, was gute Schule ist, und niemand sonst.
Es sei auch gesagt: Der finanzielle Aufwand und Ertrag der Fachstelle stehen in grossem Missverhältnis. Mit den ökonomischen Prinzipien ist die Fachstelle nicht begründbar.
Der Gegenvorschlag der kantonsrätlichen Kommission für Bildung und Kultur erfüllt die Verbesserungen, die ich mir als Initiant mit der Parlamentarischen Initiative erwünscht habe, nicht. Ich halte deshalb an der Initiative fest und die SVP ebenfalls, und bitte die übrigen Kantonsräte, es ebenso zu halten.