Votum im Kantonsrat, Januar 2008
Link zur Einzelinitiative Sandro Bassola
Das Problem der Anerkennung von Studienleistungen aus der Zeit vor der Bologna-Reform besteht tatsächlich. Dies kann ich an folgenden Punkten illustrieren:
- Ehemalige Studierende der Universität sollen in der heutigen Berufswelt konkurrenzfähig bleiben. Ihre akademische Leistung muss daher auf dem Arbeitsmarkt mit der Leistung heutiger Universitätsabgänger verglichen werden können. Es geht hier um Chancengleichheit.
- Kommt es vor, dass ehemalige Studierende heute den Master nachholen wollen (früher sagte man „noch den Doktor machen“) oder ein einstiges Nebenfach im Zweitstudium noch als Hauptfach studieren möchten. Es wäre uneffizient und teuer, wenn diese älteren Studierenden einstige Studienleistungen nicht anrechnen könnten und nachholen müssten: Es wäre auch materiell falsch, gleiche fachliche Inhalte wiederholt studieren zu lassen.
Es ist daher notwendig, dass Studiengänge und auch Nebenfächer, eigentlich jede einzelne Lehrveranstaltung, welche vor der Einführung von Bologna besucht wurden, im Bedarfsfall – im Bedarfsfall – in ECTS-Punkte umgerechnet werden kann. Dies muss willkürfrei und rechtsgleich geschehen. Umrechnungstabellen und Kriterien mögen ein geeignetes Mittel sein.
Weil sich diese Einzelinitiative nicht auf diese Studienleistungsanerkennung beschränkt, lehnt sie die SVP jedoch ab. Sie enthält ein umständlich zu lesendes wildes Potpourri an weiteren Forderungen. Die Einheit der Materie ist kaum gegeben.
Beispielsweise lehnt die SVP den geforderten Leistungsauftrag für die akademische Zweitausbildung ab. Die Leistung der öffentlichen Hand konzentriert sich auch in der nichtakademischen Ausbildung auf die Erstausbildung.
Es ist weiters nicht angebracht, mittels Einzelinitiative bereits die Umsetzung der eigenen Forderungen detailliertest beeinflussen zu wollen.
Gerade die geforderte Familien- und Berufsfreundlichkeit der heute schon möglichen Zweitstudien hat sich mit Bologna nicht geändert, und die im Initiativtext erwähnten Details der Anrechnung von Studienleistungen sind Sache der Universität und der Regierung.
Die SVP wird das Anliegen der Anerkennung ehemaliger Studienleistungen in die Kommission für Bildung und Kultur einbringen, bittet sie heute jedoch, die Einzelinitiative Bassola abzulehnen.