Nicht in allen Abeilungen der Sek (A/B/C) sollten die gleichen Fächer gleich viel unterrichtet werden. Für eine so differenzierte Lektionentafel sprechen viele Gründe. Deshalb habe ich im Namen der SVP-Fraktion eine Parlamentarische Initiative mitunterzeichnet. Hier mein Votum aus der Kantonsratssitzung vom 21. September 2015.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, Frau Bildungsdirektorin, geschätzte Kolleginnen und Kollegen
Egal, welcher Partei Sie angehören, Sie werden anerkennen, dass Jugendliche und Kinder verschieden sind, unterschiedliche manuelle und kognitive Begabungen mitbringen, Unterschiedliches unterschiedlich schnell lernen. Sie sind vermutlich wie die SVP der Meinung, dass man dieser Verschiedenheit in der Schule so begegnen muss, dass alle Kinder und Jugendlichen Erfolgserlebnisse und die Chance auf das Erreichen ihrer Lernziele haben. Man nennt das Differenzieren.
Obwohl viele Lehrpersonen heute innerhalb der Fächer differenzierend unterrichten, obwohl man didaktisch mit verschiedenen Kindern verschieden umgeht, obwohl viele sonderpädagogischen Massnahmen beschlossen werden: Trotz alledem gibt es gerade in den schwächsten Leistungsniveaus zahlreiche Schülerinnen und Schüler, welche die Lernziele nicht erreichen, frustriert sind, keine Zukunftsaussichten haben, weil sie zum Beispiel im Wettbewerb um Lehrstellen gegenüber den Begabteren immer verlieren.
Chancenlosigkeit kann umschlagen in Frust, in Minderwertigkeitsgefühle – dann wollen sie die Lernziele gar nicht mehr erreichen – eventuell in Gewalt und als Sozialfall enden. Sie sagen, es sei Aufgabe der Lehrperson, diese Jugendlichen zu motivieren. Die Aufgabe der Schule jedoch ist nicht ein Motivationsspektakel, sondern Motivation durch Ausbildung.
Motivieren kann nur eine Ausbildung, in der man Chancen hat, zu den Guten zu gehören. Um diese Erfolgs-Gebiete einer Schülerin oder eines Schülers wird sich später auch seine Berufswahl drehen.
Sek C – Schüler, im Französisch oder Englisch im schwächsten Leistungsniveau eingeteilt, Aufstufung unwahrscheinlich, wissen, dass sie niemals diejenige Anerkennung für ihr Französisch oder Englisch erhalten, wie dies ein Sek A-Schüler kann. Selbst mit guten Noten im schwächsten Leistungsniveau ist man Verlierer, dort wo in der Berufswahl Fremdsprachen ein Kriterium sind. Der künftige Lehrmeister will sich keine Probleme mit den Berufsschulnoten aufhalsen und stellt den Sek C-Schüler nicht ein, es bleibt das 10. Schuljahr, es bleibt – mit Glück – eine Attestlehre.
Hätte der betreffende Schüler AN STELLE einer für ihn kniffligen verkopften Lernsache mit unerreichbaren Zielen MEHR Lektionen Handarbeit gehabt als seine Mitschüler der Sek A, nicht nur Holzen oder Metallen, sondern beides, hätte er dazu geometrisches Zeichnen gehabt, wo die hergestellten Produkte als Pläne gezeichnet sind, doppelt soviel Kochen, textile Handarbeit oder einen Schulgarten und sich so ganz praktische Fertigkeiten aneignen können, welche nur er hat, so wäre er einmal nicht der Verlierer. So könnte er dem Lehrbetrieb einen Mehrwehrt bieten, welcher ein Hochniveau-Kopf-Theoretiker nicht leisten kann. So gewinnt der Sek-C-Schüler Selbstvertrauen. Das ist heute nicht möglich. Die heutige Lektionentafel erlaubt keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Abteilungen der Sekundarstufe.
Die Differenzierung innerhalb eines Faches, innerhalb eines Unterrichts genügt nicht. Auch nicht die seltene ausnahmsweise Dispensation eines Schülers oder einer Schülerin von einem Fach. Wer diese möglichen Ausnahmefälle als Grund gegen diese PI aufführt, erklärt es quasi zur Notfallmassnahme, wenn man einmal schwache Kindern in ihren Stärken fördert. Kinder in ihren Stärken fördern muss aber die Regel sein – ob für Schwache oder Starke.
Das Prinzip der differenzierten Lektionentafel hat in den 70ziger bis 90ziger Jahren hervorragend funktioniert. Es ist auch im heutigen Schulsystem ohne weiteres möglich, es zu realisieren. Zum Beispiel, in dem man den in den tiefsten Niveaus in Fremdsprachen eingeteilten Wahlmöglichkeiten bietet. Oder in Mathematik ein praktisches Rechnen anbietet. Es gäbe X-Möglichkeiten. Es wäre Aufgabe der KBIK und BID gewesen, solche Wege zu durchdenken. Varianten vorzuschlagen. Davon finden Sie jedoch nichts im Antrag. Man liess sich von der BID ein bisschen so informieren, dass die BID möglichst nichts verbessern muss. Einige der KBIK wollten auch nichts verbessern, einfach weil die PI von der GLP, EVP und SVP kam. Bequemlichkeit und Dünkel auf Kosten der Schülerinnen und Schüler. Der Kantonsrat kann die PI entgegen dem Antrag der KBIK überweisen, was wir Ihnen empfehlen zu tun.
Zu Beginn habe ich ausgeführt, die eine differenzierte Lektionentafel sei notwendig, OBWOHL schon viele Lehrpersonen differenziert unterrichten. Dazu noch Folgendes: Ihre hochgelobte Fachstelle für Schulbeurteilung stellt – nicht erstaunlich – genau im differenzierenden Unterricht einen gewissen Nachholbedarf fest. Der Ist-Zustand der Bemühungen ist also für sie zu wenig befriedigend. Wie lässt sich das verbessern?
Es geht halt einfach viel viel besser, wenn erstens das Niveau der Schülerinnen und Schüler, die man zusammen unterrichtet, sich doch einigermassen in einer ähnlichen Bandbreite bewegt, und zweitens, die Kinder motiviert zum Selberlernen sind. Dazu braucht man ein Fach, das die Kids gerne haben. Eine wirklich erfolgreiche Differenzierung beginnt nicht erst im Schulzimmer, sondern damit, dass sie in der Lektionentafel dazu die Voraussetzungen verankern.
Stimmen Sie der Initiative zu!
Leider hat der Kantonsrat die PI mit 91 : 71 stimmen abgelehnt und es bleibt alles beim Alten.