Editorial Nr. 20 – Hüntwanger Mitteilungen – Fusion ist nicht die beste Lösung

Liebe Einwohnerinnen und Einwohner

Engagierte Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern bringen eine spannende politische Frage auf den Tisch, die man herzhaft diskutieren soll – eine Initiative zur Zukunft von Hüntwangen.

Der Gemeinderat beschliesst erst vor der Urnenabstimmung eine offizielle Empfehlung und bleibt eher zurückhaltend: Initiativen sind Entscheide der Legislative, nicht der Exekutive, so auch die «Initiative für die Zusammenlegung der Gemeinden Wil – Hüntwangen – Wasterkingen». Die folgenden Gedanken sind deshalb nicht offiziell, vielleicht kommt die Meinung des Gemeinderates später ganz anders heraus. Aber die Diskussion muss ins Rollen kommen!

Initiative erzwingt die Fusion

Man hätte per Initiative nur das Vorlegen eines Zusammenschlussvertrages verlangen oder eine Fusion prüfen können. Nicht so im vorliegenden Initiativtext: Der Zusammenschluss wird explizit gefordert. Die Initiative ist mehr als ein «Anstupser Richtung Zusammenarbeit», auch kein Versuchslauf. Sie erzwingt die Zusammenlegung der Verwaltungsabteilungen, Werke, Feuerwehren und so weiter von Hüntwangen, Wil und Wasterkingen. Das heisst Zügeln, Systeme, Prozesse, Daten und Liegenschaften vereinheitlichen.  

Zusammenarbeit mit Rafz und Eglisau wird ausgebremst

Aber nur in drei Gemeinden. Denn Rafz und Eglisau erhalten keinen Zeitdruck durch die Initiative und haben grössere Verwaltungsabteilungen. In genau denjenigen Bereichen, in denen die Zusammenlegung sinnvoll sein kann, Feuerwehr, Sozialamt, Forst, Entsorgung, Steueramt, Bausekretariat, Pflegebereich und den Werken bringen aber erst Rafzerfelder Lösungen (inklusive Eglisau und Rafz) echten Mehrnutzen gegenüber heute. Weil stärker spezialisierte Mitarbeiter die Professionalität erhöhen, und weil wir im gemeinsamen Raum sowieso aufeinander schauen. Mit Wil und Wasterkingen zusammen sind wir immer noch klein.

Warum nicht das Eine tun und das Andere nicht lassen? Parallel zwei sich widersprechende Lösungen für eine Sache zu realisieren geht eben nicht. Die Entwicklung des Rafzerfelder Sozialamtes bleibt stehen, wenn Wil, Hüntwangen und Wasterkingen die Zusammenlegung ihrer Ämter in zwei Jahren vertraglich fixiert haben müssen: Eglisau wie Rafz bleiben dann aussen vor. Das gilt auch für andere Ämter. Beispiel Feuerwehr: Eine Feuerwehr Rafzerfeld ist in zwei Jahren kaum beschlossen. Also werden wir aushandeln, ob wir uns von Eglisau oder ob sich Wil von Rafz scheidet – eine Gemeinde kann nur einem Feuerwehrzweckverband angehören. Die Abschottung gegenüber Rafz und Eglisau ist schade: Die Gemeinderäte haben 2018 in einem sorgfältigen Prozess begonnen, in neuen Bereichen die Zusammenarbeit im ganzen Rafzerfeld aufzugleisen.

Interesse an Investitionen in der anderen Geländekammer?

Interessiert Sie die Sanierung einer Strasse in Wasterkingen? Oder ein Wiler Quartierplan? Würden Sie dafür an eine Gemeindeversammlung, für die Sie neu ins Auto steigen müssen? Und die Mehrheit der Wilemer interessiert sich auch nicht für den Hochwasserschutz im Hüntwanger Hinterdorf, es sei denn, es ginge darum, dafür zu sorgen, dass die Investitionen in der benachbarten Geländekammer nicht zu viel kosten.

Der Slogan zur Initiative müsste heissen «Einsam sind wir stark», wir machen aus drei Gemeinden nämlich eine.

Denken wir noch kurz über den Slogan nach, mit dem die Initiative wirbt: «Gemeinsam sind wir stärker». «Gemeinsam» bedeutet «miteinander». Also verschiedene Personen (oder Gemeinden) die am gleichen Strick in die gleiche Richtung ziehen. Das machen wir heute oft. Mit wem ziehen wir für das Untere Rafzerfeld am gleichen Strick, wenn es nur noch eine Gemeinde gibt? Wir werden nicht stärker, sondern bleiben eine kleine Gemeinde. Eine statt drei.

Auch in der Privatwirtschaft kommt nicht jede Fusion zu Stande und es wird geprüft, bevor man bindet. So sehr das Gemeindeamt des Kantons Fusionen fördert: Es ist eine bescheidene Anzahl Gemeinden, die diesen Schritt vollzogen.

Zusammenarbeit selbstverständlich

Mit unseren Nachbarn zusammenzuarbeiten ist selbstverständlich. Die Zusammenlegung mit Wil und Wasterkingen bringt nur halbpatzigen Synergien. Ich finde es intelligenter, über unsere drei Dörfer hinaus Aufgaben gemeinsam zu erledigen – und gleichzeitig die Kraft dreier Gemeinden zu behalten.

matthias.hauser@huentwangen.ch