Editorial – Hüntwanger infos – Meister Yoda und infected mushroom

Liebe Einwohnerinnen und Einwohner

Dieses infos erscheint ziemlich genau zum Jubiläum 20 Jahre Amphitheater. Herzliche Gratulation!

Viele tollen Amphi-Erinnerungen: Die Eröffnung am Dorffest 2004 mit dem Theater unseres Dorfes, das Elektronikfestival 2011, mit so vielen Lärmklagen, dass es nie mehr durchgeführt wurde (auf der Loggia zu Hause konnte ich damals mitten in der Nacht «Infected Mushroom» hören, Pionieren der Technomusik, die weltweit Zehntausende zum Tanzen bringen in Hüntwangen!), Openair-Kino, Versammlungen, riesige CEVI-Lager, Ritterkämpfe, Jazzfestivals und Trabbitreffen, Musikvereine, Gottesdienste, Oktoberfeste,… Für alle ist etwas dabei. Auch am Jubiläumswochenende anfangs Juni.

Ich erinnere mich an die Gemeindeversammlung, wo erstmals über die Idee Amphitheater, das Geschenk der Holcim, informiert wurde. Freude über das Projekt, das Gelände für ein Theater zu nutzen, so Kultur und Action ins Rafzerfeld zu bringen. Doch zu welchem Preis? Weniger Kiesgeld? Haben wir, um das Amphi zu besitzen, Landparzellen abgetauscht mit anderen, die heute für die Mehrauffüllungen im Gestaltungsplangebiet Einnahmen brächten? Wer finanziert den Unterhalt, wer besorgt die Vermietung? Schnell wurde klar: Es braucht ein Verein, welcher die Arbeit für die Gemeinde erledigt.

Unter der Leitung der engagierten Präsidenten Christian Lutz und Hansjörg Buchser, die nun nach 20 Jahren aus dem Vereinsvorstand zurücktreten, dank vielen aktiven Vereinsmitgliedern wurde dieser Job mit Bravour erledigt. Ein «Perpeteum Mobile» für unsere Kultur: Die Vermietung erfolgte vielfältig, oft verbunden mit Gratiseintritten für Einwohnerinnen und Einwohner. Einnahmen nutzte der Verein für eigene Veranstaltungen, die sonst im Rafzerfeld niemals stattgefunden hätten, und mit Festzelt, Grillstelle, Beleuchtung und WC-Anlage erweiterte er die Infrastruktur. Natürlich gibt es immer wieder Diskussionen: Ist es zu viel Betrieb für den Teil der Bevölkerung, der es ruhig mag? Geht eine Investition zu Lasten von Verein oder Gemeinde? Es ist gut, dass Gemeinde und Verein zwei Körperschaften sind und darum Kompromisse suchen müssen, nicht immer einfach, aber genau so klappt die Balance. Vielen Dank!

Gerne mache ich Sie auf weitere Attraktionen aufmerksam: 1) Die Chronikstube Wasterkingen stellt in einer liebevoll gestalteten Ausstellung im Ortsmuseum Hüntwangen verschiedene Aspekte aus unserem Nachbardorf vor. 2) Besuchen Sie wieder einmal den Waldlehrpfad bei der Forsthütte, jetzt wo Hüntwangen Sitz des Forstbetriebes Rafzerfeld ist. 3) Besuchen Sie die Gemeindeversammlung vom 18. Juni: Es geht um den Spielplatz bei den Neubauten auf der Türmliwiese: Ein attraktiver Treffpunkt, ein kleiner Park, mitten im Dorf soll entstehen.

Mein Editorial bis zu diesem Punkt behandelte Attraktionen, Treffpunkte, fröhliche Themen. Aber eigentlich mache ich mir Sorgen angesichts der Weltlage.

«Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.» sagt Jedi-Meister Yoda aus der Star Wars-Saga.

Mir scheint, als beschreitet die Menschheit diesen Weg: Die Kriege zwischen Russland und der Ukraine und im Gaza-Streifen. Der Westen fürchtet Russland und Russland den Westen, Christen fürchten den Islam und Muslime die Unterdrückung, die USA und China fürchten sich gegenseitig, Politikerinnen und Politiker fordern Boykotte, Aufrüstung, Rache, Waffenlieferungen, Enteignungen. Extremisten provozieren mit gezielten Greueltaten (Ostukraine, Butscha, Hamas-Überfall) und schon verwandelt sich Furcht in Wut und Krieg und Hass und Leid. Wo ist die hoffnungsvolle Stimmung der letzten drei Jahrzehnte geblieben? Wo wird es enden?

Vor der eigenen Haustür. Vielleicht weil Konflikte zu uns kommen (hoffentlich nicht), sicher, weil Menschen zu uns fliehen. Und weil jeder und jede von uns selbst entscheidet, ob wir uns vor Menschen, die sich fremd verhalten (egal ob andere Einwohner, Jugendlichen aus dem Nachbardorf oder Geflüchtete), fürchten oder nicht. Ob wir mit ihnen, und überhaupt mit allen, die uns nerven, sprechen, oder ob wir hinter vorgehaltener Hand über sie sprechen.

Wir können und müssen den eigenen Einflussbereich freundlich halten, gerade wenn rundherum die Welt verrückter wird! Darum sind fröhliche Themen und gemeinsame Feiern trotz der Weltlage richtig und wichtig!

Matthias Hauser, Gemeindepräsident
matthias.hauser@huentwangen.ch