Editorial – Hüntwanger Infos – Es herbstet

Liebe Einwohnerinnen und Einwohner

Herbst ist die Jahreszeit der goldenen Wälder und der Ernte, aber auch diejenige, in der es manchmal stürmt und man sich überlegen muss, wie man durch die Kälte und Dunkelheit des Winters kommt. Das passt global gesehen irgendwie zum Zustand der Menschheit: Inflation, Ukraine-Krieg, Migration, Energieknappheit, Klimawandel, Corona, China-Taiwan: Alles zusammen ist ein bisschen viel: Es scheint «zu herbsten» mit der Welt und wir hoffen, dass der Winter nicht kommt. Und wir wissen nicht so recht, wie die Menschheit da wieder hinausfindet.

Auch persönlich passt die Jahreszeit: An der Jungbürgerinnen- und Jungbürgerfeier vom 11. November wurde mir bewusst, wie schnell eine Generation vorbei geht. Es sind die Jugendlichen mit Eltern meiner Jahrgänge, die jetzt volljährig werden. Vor mir liegen also nicht mehr zwei oder drei Generationen, sondern nur noch eine, und zwar jene, die man «den Herbst des Lebens» nennt. Altern geht offenbar schneller als man es als Betroffener merkt.

Wie reagieren wir als Gemeinde auf solche Erkenntnisse?

Erstens: Alle Jahreszeiten des Lebens gehören zusammen: Seniorinnen und Senioren sollen sich bei uns wohl fühlen (Wohnungen, Seniorenausflug, Spitex, gut erreichbare Einkaufsmöglichkeiten, freundliche Umgebung) aber ebenso Kinder und Jugendliche. Lärm und die eine oder andere pubertäre Aktion, um Grenzen zu testen, gehören dazu. Grenzen setzen die Älteren den Jüngeren, dafür halten die Jüngeren die Älteren geistig fit, jung und offen. Benefit des Zusammenlebens! Dazu ist das Dorffest 2023 ein super Anlass!

Zweitens: Die Welt können wir in Hüntwangen nicht ändern, aber wir können im eigenen Verantwortungsbereich korrekt handeln. Auf der Gemeinde wurde diesbezüglich einiges angepackt. Die Anzahl Bemerkungen in unseren Revisionsberichten haben (deutlich) abgenommen, dank externen Profis in den Finanzen. Der Baubereich wird von einem Ingenieurbüro erledigt, das mehrere anderen Gemeinden betreut und bei komplexeren Fragen ein Team konsultieren kann. Mehr spezialisiert als früher sind auch unsere eigenen Mitarbeitenden, die alle an sich hohe professionelle Ansprüche stellen. Korrektheit geschieht nicht immer nur zur Freude der Kunden, einige vermissen den «kollegial-unkomplizierten Weg». Doch die Vorteile sind offensichtlich: Gleichbehandlung statt Willkür, Fehler (die immer noch passieren) werden nicht vertuscht, sondern kommuniziert und behoben. Und wenn auch nicht kollegial: Freundlich werden auf der Gemeinde alle Kundinnen und Kunden empfangen!

Insgesamt sehe ich für Hüntwangen eher den Frühling als den Winter am Horizont, gerade weil es im politischen Gemeindeleben brodelte diesen Herbst. Wenn es brodelt, werden Entscheidungen gekocht. Doch Vorsicht vor dem Überkochen! Zum Schulstandort wurde offenbar in Rage diskutiert, so dass einige sich der Diskussion nicht aussetzen wollten und ihre Argumente anonym darlegten, was wiederum die Rage heftiger und Dritte ratlos machte. Wie machen das nur die Profis? Parlamentarierinnen und Parlamentarier schenken sich in Diskussionen nichts, verstehen sich aber persönlich oft gut. Zutaten dazu: Die insgeheime Überzeugung, dass auch hinter anderen Meinungen guter Wille und eine Prise Wahrheit steckt (gibt man natürlich nie zu). Und dass man nicht sein Gegenüber, sondern das Publikum überzeugen muss. So kann man offen und heftig debattieren, die Würde wahren und Freunde bleiben.

Abschied aus dem Gemeinderat von Heidi Schnyder

Gemeinderätin Heidi Schnyder gehörte dem Gemeinderat seit dem Frühjahr 2017 an. Sie hat ihre Ressorts mit grossem Engagement, Verantwortungsbewusstsein und Herzblut für Hüntwangen geführt. Neben der steten Suche nach pragmatischen Lösungen für Bauherrschaften durfte sie einige Transformationen managen, zum Beispiel der Wechsel des Gemeindeingenieurbüros, oder die Frage, wer das Bausekretariat ausführt, oder, eine gute Lösung zeichnet sich jetzt ab, die Nachfolge für das Schüür-Kafi. Heidi Schnyder regte zur Schaffung der Stelle des technischen Mitarbeiters für die Gemeindeliegenschaften an und führte diesen. Sie vertrat die Gemeinde in der Baugenossenschaft Türmliwiese und trug zum Erfolg des Projektes, dessen Entstehung bald verfolgt werden kann, bei. Im Namen des Gemeinderates möchte ich Heidi Schnyder für den grossen Einsatz zu Gunsten der Gemeinde Hüntwangen herzlich danken! 

Matthias Hauser, Gemeindepräsident
matthias.hauser@huentwangen.ch