Editorial 8 – Hüntwanger Mitteilungen – Treue Paare und Sozialwesen

Liebe Einwohnerinnen und Einwohner von Hüntwangen

Treue Paare sind vor allem in Hüntwangen und Wasterkingen zu finden. So informiert der Wochenspiegel vom 24. Februar. Die Scheidungsrate über die drei letzten Jahre ist in Hüntwangen mit einer Scheidung pro 1000 Einwohner und Jahr die Kleinste der Bezirke Bülach und Dielsdorf (2.6 Scheidungen pro 1’000 Einwohner). Offenbar haben wir einen Standortvorteil für funktionierende Beziehungen.

An was könnte das liegen? Etwa am Mangel von Gelegenheiten? Angesichts der Mobilität (85% der Hüntwanger arbeiten auswärts) wohl kaum. Sind wir besonders familienfreundlich? Es hat bei uns oder in unmittelbarer Nachbarschaft Angebote (Krippenplätze, Spielplatz, Freizeitangebote) aber weniger als in zentraleren Gemeinden.

Jede These in diesem Bereich ist gewagt. Vielleicht muss man sich, wenn man auf dem Land am Rand der Schweiz lebt, als Paar besser organisieren und absprechen. Wenn beide Elternteile arbeiten, muss man Tageseltern suchen, sich um einen Krippenplatz in einer anderen Gemeinde bemühen, dies in den täglichen Arbeitsweg einbauen, ebenso den Einkauf, der auch auf das örtliche Angebot abzustimmen ist. Das braucht Kommunikation und geht einfacher mit gegenseitiger Hilfe, Beziehungen und Freundschaften, die so gepflegt werden. Umgeben von einer intakten Natur und Ruhe nach dem hektischen Arbeitstag auswärts. Keine anonymen Lokale, dafür Vereinsleben und ein feines kleines Kulturangebot. Ich bin überzeugt, dass unsere dörfliche Situation zum Glück beiträgt. Wir dürfen das geniessen und müssen dazu Sorge tragen.

Dazu gehört Interesse an der Lage der Mitmenschen. Unsere Sozialhilfequote ist zur Zeit doppelt so hoch wie im Vorjahr (acht Fälle). Ich wünsche mir, dass Wissen um eventuelle Not eines Mitmenschen zur gegenseitigen Achtsamkeit beiträgt, mit dem Ziel, motivierend zu wirken, so dass andere mit Krisen fertig werden. Denn solche sind vielleicht auch im eigenen Leben nicht weit entfernt. Besserwisserischer Tratsch über soziale Situationen ist Fehl am Platz – Achtsamkeit hingegen nicht.

Keine glückliche Lösung aber die Beste der Möglichen ist die vorübergehende Busumleitung via Stepacker und Friedhofstrasse. Dies wegen einer Strassensanierung in Wil, diese Gemeinde organisiert auch die Umleitung. Auf der Stepacker- und Friedhofstrasse verkehren Schulkinder mit dem Fahrrad und Spaziergänger, oft spielen Kinder. Die Gefahren werden signalisiert – machen Sie zusätzlich ihrerseits Kinder darauf aufmerksam.

Obwohl die Wasserversorgung und das Abwasser tiptop in Schuss sind, widmen sich Tiefbauvorstand Daniel Spühler und Wasservorstand Christoph Häberli verschiedenen grossen Dossiers. Vorschriften vom Kanton erfordern vier Konzepte: Das generelle Wasserversorgungsprojekt (GWP, erledigt), damit verbunden das Trinkwassernotkonzept (wird erstellt), und der generelle Entwässerungsplan (GEP), diesen für die Gemeinde (erledigt) und für den Abwasserzweckverband (wird erstellt).

Zudem muss jede Gemeinde zur kantonalen Gefahrenkarte Stellung nehmen (erledigt) und einen Massnahmeplan vorlegen (wird erstellt). Und wir lassen die bislang von Hand geführten Leitungspläne digitalisieren und korrigieren. Ein Haufen technisch spannender Arbeit, die unseren Überblick verbessert und einiges kostet.

Zum Abschluss noch zu unserer 800jährige Nachbarin: Unsere (Ur-)Grossväter, so erzählt man, haben sich in der Jugend mit den Wilern auf dem Bäl gegenseitig mit Steinen beworfen. Sie nannten die Wilemer «Frösche» und diese riefen uns «Spatzen». Mein eigener Jahrgang war der Letzte, der versuchte, den Wilemer Konfirmanden das Fastnachtsfeuer anzuzünden, mussten aber gleichzeitig den Hüntwanger Holzstoss verteidigen (heute wären solche Feuer undenkbar). Doch haben wir auch vieles gemeinsam: Kirche, früher sogar Friedhof, Schule, Bahnhof, Musikverein und wir gehen gern an die Chilbi. Wir danken Wil und seiner Bevölkerung offiziell für das beeindruckende, engagierte Theater, dass wir im Mai erleben durften, für die freundnachbarschaftlichen Beziehungen. Mögen dem weitere 800 Jahre folgen. Herzliche Gratulation!

Matthias Hauser, Gemeindepräsident
matthias.hauser@huentwangen.ch