Liebe Hüntwangerinnen und Hüntwanger
Das im Oktober verteilte Flugblatt «Mietwohnung für Asylsuchende gesucht» zeigt: Grosse Geschehnisse dieser Welt haben Folgen für kleine Gemeinden, manchmal kommt die grosse Politik bei uns an. Offenbar ist Ihnen dies bewusst und Sie nehmen unbekehrt Einfluss auf die Politik: Mit über 57% hat unser Dorf die höchste Wahlbeteiligung bei den Nationalratswahlen im Bezirk. Es gibt nichts Besseres als Einwohnerinnen und Einwohner, die mitmachen und mitdenken!
Denn «Gemeinde» bedeutet nicht einfach «Verwaltung, Gemeindeangestellte und Gemeinderat», sondern Gemeinschaft aller Einwohnerinnen und Einwohner. Der Gemeinderat, als «Organ» dieser Gemeinschaft, scheut sich deshalb nicht, Sie ab und zu um Hilfe zu bitten, wie eben mit dem Flugblatt geschehen, oder wie bei der Suche nach möglichen Grundstücken für das Wohnen im Alter. Gemäss dem Grundsatz unseres Leitbildes: «Hüntwangen ist eine solidarische Gemeinschaft und handelt im Bewusstsein um die Bedürfnisse der heutigen und zukünftigen Generationen.»
Gross ist das Engagement verschiedener Vereine für die Gemeinschaft, nicht nur für die Freizeit, sondern auch für die Gesundheitsversorgung (Spitex, Samariter) oder den sozialen Zusammenhalt (Besuchsdienst, Jugendtreff). Zwei Beispiele, die mir kürzlich Eindruck gemacht haben: Der Armbrustschützenverein führte 55 Jahre nach seiner Gründung ein Jubiläumsschiessen mit 400 Teilnehmenden im Schützenhaus durch. Seit Jahren tragen die Schützen den Namen Hüntwangen verbunden mit guten Resultaten in die Schweiz hinaus. Und die Pferdesporttage des Reitvereins: 21 Prüfungen mit zum Teil über 50 Teilnehmenden machen unsere Gemeinde in der ganzen Nord- und Ostschweiz bekannt. Wir haben kein Stadion, kein Club und kein Kino, sind zu klein für gewerbliche Freizeitangebote; unsere kulturelle Vielfalt und damit ein Teil Lebensqualität steht und fällt mit dem Engagement begeisterungsfähiger Menschen, die etwas auf die Beine stellen.
Das war auch am «Tag der offenen Silos» der Fall, 50 Jahre Getreidesammelstelle. Über 100 Silos hängen im hohen Betongebäude, während der Erntezeit werden sie fast rund um die Uhr mit verschiedenen Körnern gefüllt, später umgeschichtet. Betriebsleiter Hans Gehring managed das im Alleingang. Diesen Hüntwanger Betrieb als wichtiger Teil der Nahrungskette sollte jeder einmal gesehen haben.
Auf der Kanzlei durften wir unsere neue Mitarbeiterin, Frau Martina Honegger, begrüssen. Frau Honegger kennt die Region, sie hat im Rafzerfeld die Lehre gemacht. Ihre Vorgängerin, Frau Maria Nue, verliess uns Richtung ehemaliger Lehrbetrieb, der näher an ihrem Wohnort liegt. Wechsel im Team sind immer mit Abschied und Willkomm verbunden – beides geschah im Guten und herzlich.
Abschied: Der in Hüntwangen aufgewachsene Heinrich Schneider-Rahm wurde von meinen Brüdern und mir oft mit der Aktenmappe des Gemeinderates beliefert, die unser Vater zu Ratskollegen zirkulieren lassen musste. Als Brennereibetreiber offerierte er jahrelang am Vorabend des Silvesters allen, die wollten, Schnaps, Musik und Würste, blieb stets grosser Menschenfreund, obwohl von Schicksalsschlägen nicht verschont. Seine letzten Jahre verbrachte Heinrich Schneider zusammen mit seiner Frau Silvia in Eglisau, wo er diesen Herbst 84jährig verstarb.
Zum Schluss etwas ganz anderes: Sie sehen, dass im Reutholz, Hohentengen, der Kiesabbau erweitert wird, schliesslich wird die ganze Ecke bis zum westlichen Waldrand abgebaut und voraussichtlich wieder aufgefüllt. Die Erschliessung der deutschen Grube erfolgt über Hüntwangen. Wir finden, dass wir dies nicht nur akkustisch, optisch und durch gesperrte Waldstrassen und Mehrverkehr spüren sollten, sondern auch irgendwann finanziell zu Gunsten der Gemeinde. Dazu fehlt zwar zwingendes Recht, aber noch sind andere Verträge, wo das Kieswerk Interessen hat, nicht unterzeichnet und Gespräche laufen langsam an.
Matthias Hauser, Gemeindepräsident