Rund um die Vorgänge an der veterinärmedizinischen Fakultät, welche am Montag im Rat besprochen worden sind, kommunizierte die Bildungsdirektion beschönigend. Informationen flossen erst, nachdem im Kantonsrat Anfragen eingereicht worden waren und nach Medienberichten.
Insgesamt ein Riesenschlamassel
Dabei ist die Bilanz erschreckend: Aufgrund von Mobbing kündigten zwei Professorinnen, ein Professor erkrankte. Gehälter wurden von einer Professorin aus dem eigenen Sack bezahlt, über sexuelle Belästigung gingen Akten verloren und wurde eine Untersuchung beeinflusst, die Leitung der Kleintierklinik wurde einer Professorin entzogen und die Planung der neuen Klinik unterbrochen. Der entsprechende Spatenstich fand nun letzte Woche statt, unbesetzte Lehrstühle und Abteilungsleitungen der geplanten Klinik wurden wegorganisiert (Kleintierfortpflanzung zu Nutztieren, Radioonkologie in die Sterne) und eine Stiftung zur Finanzierung von Gerätschaften ist unterdotiert. Zuvor wurden Anträge für den Ersatz des zunehmend funktionsuntüchtigen Linearbeschleunigers verzögert und negativ beantwortet, bis die entsprechende Professorin kündigte und der Beschleuniger später tatsächlich den Geist aufgab. Tiere wurden in zwei akuten Fällen am Universitätsspital bestrahlt; welch eine erhebende Vorstellung für einen Todkranken, zwischen Kätzchen und Dackel behandelt zu werden.
Mit dem Linearbeschleuniger verlor Zürich ein weltweit führendes Team, das nun im Kanton Zug eine private Tierklinik eröffnen wird. Noch während die entsprechende Professorin (für deren Wiedereinstellung während der 14monatigen Kündigungsfrist sich vergebens Persönlichkeiten beim Hochschulamt bemüht hatten) die Fakultät verlies, wurde in dieser über die Beschaffung eines neuen Beschleunigers abgestimmt. Dies zeigt, dass mit dem Gerät simple Personalpolitik betrieben wurde; denn die Verzögerungen und Ablehnung des günstig eingefädelten Geschäftes wurden aus der Fakultät heraus empfohlen. Mobbing in der Vetsuisse wurde so von oben geheiligt, selbst vom Hochschulamt.
Doch nicht nur bei den Kleintieren, sondern auch andernorts scheint der “Wurm drin“: Den Vorschlag für die Berufung in Veterinäranatomie liess man die Fakultätsversammlung zweimal wählen, anschliessend wurden trotzdem mit der zweimalige Verliererin Berufungsverhandlungen aufgenommen. Die Fakultätsversammlung entzog ungefähr ein Jahr zuvor dem damaligen Dekan das Vertrauen. Ein während drei Jahren voll beschäftigter Arzt führte daneben seine private Tierklinik in Deutschland und hielt seine Berufungsvereinbarung nicht ein – bis Kantonsrat Werner Hürlimann hinter den Kulissen nachfragte und in der Folge die Arbeitsvereinbarung korrigiert wurde. Kritiker all dieser Vorgänge haben Angst, sich zu äussern. Insgesamt ein Riesenschlamassel.
Bildungsdirektorin verantwortlich
Das Hochschulamt hat direkt Briefe und Telefonate aus der Fakultät erhalten, nicht nur Geschöntes aus der Führungslinie. Die Präsidentin des Universitätsrates, Regierungsrätin Regine Aeppli, war informiert. Statt zu handeln hat Frau Aeppli die Zügel schlittern lassen, der Unirat vertraute der Unileitung, statt dass Vorgänge untersucht wurden, die Unileitung tat dasselbe gegenüber der Fakultät: Die Professorinnen, die auf Probleme aufmerksam machten, wurden bald selbst als Problem wahrgenommen. Kantonsräte und Journalisten wurden mit Floskeln abserviert. Medienberichte werden als rufschädigend kritisiert, statt die eigenen Versäumnisse im Problemlösen. Die Bilanz wird dadurch nicht besser. Für die Vorfälle selber, für den Schaden am Ruf, und für die unterlassene Kommunikation ist somit letztlich die Bildungsdirektorin mitschuldig.
Markus Kägi statt Regine Aeppli
Der Bericht zur Vetsuisse der Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Kantonsrates hat einige Fälle aus der Vetsuisse aufgearbeitet. Insider finden darin deutliche Hinweise zu verpasster Verantwortung. Dem Kanton würde sehr viel mehr Nutzen erwachsen, wenn jemand mit einem Gespür fürs „Menschelen“ die Bildungsdirektion führen müsste, jemand, der insbesondere an zahlreichen Mobbingfällen gewachsen ist: Der ehemalige Ombudsmann Markus Kägi.