Die Spracheninitiative ist eine Friedensinitiative

Der Sprachfriede, den Frau Aeppli gefährdet sieht, gibt es gar nicht. Die Erziehungsdirektorenkonferenz hat nicht zuletzt wegen dem Zürcher Harmonisierungs-Gedränge aus Buschors Zeiten einen minimalen Kompromiss geschlossen, der bereits heute nicht eingehalten wird, egal ob sich der Kanton Zürich für eine oder zwei Fremdsprachen an der Primarschule entscheidet. Der Kompromiss lautet: „Die erste Fremdsprache spätestens in der DRITTEN Klasse, die zweite in der fünften, eine davon soll Landessprache sein“. Abgesehen davon, dass Frau Aeppli mit der Einführung von Englisch in der ZWEITEN Klasse allen anderen Kantonen davon springt, sieht die Harmonisierung in der Realität so aus:

  1. Die deutschprachigen Westschweizer Kantone wählen als Erstsprache Französisch, darunter z.B. der Kanton Bern. Selbst die Kantone Basel Stadt und Basel Land sind sich bezüglich der ersten Fremdsprache nicht einig; der eine will mit Französisch beginnen, der andere mit Englisch.
  2. Haben sich entgegen dem Beschluss der Erziehungsdirektoren bereits die Kantone Uri, Schwyz, Nidwalden und Appenzell Innerrhoden mit hervorragenden Resultaten für das Modell 3/7 entschieden; sie beginnen mit der zweiten Fremdsprache erst im siebten Schuljahr, so wie es die Initianten auch für den Kanton Zürich fordern.
  3. Steht im Kanton Luzern eine Initiative zur Sprachenfrage an – das Resultat aus dem Kanton Zürich hat eine matchentscheidende Signalwirkung.

Mit der Harmonisierung in der Sprachenfrage ist es in der Schweiz also nicht weit bestellt. Zumindest nicht so, dass, diejenigen 1.5 Prozent der Bevölkerung, die während der Schulzeit den Kanton wechseln, davon profitieren würden. Im Gegenteil: Wer von einem Frühenglisch- in einen Frühfranzösisch-Kanton wechselt, muss nicht nur die eine Fremdsprache nachholen, sondern ist in der anderen unterfordert.

Ein JA zur Zürcher Spracheninitiative würde nicht den Fremdsprachenfrieden gefährden, sondern allerhöchstens einen laufenden Krieg, welchen auch Frau Aeppli vom Zaum gerissen hat, definitiv als unnützes Unterfangen beenden. Die Fremspracheninitiative ist auch eine Friedensinitiative.

 

Übrigens ist es pädagogisch erschreckend, dass unsere Bildungsdirektorin in ihrem Interview zum Sprachenfrieden mit dem Verschweigen von Hintergründen zum Angstmachen operiert.

Matthias Hauser