Bildungsrat: Weshalb die Nomination der Synode unterlag

Für die Schule im Kanton Zürich trifft er wichtige Entscheidungen, seine pädagogische Haltung bestimmt den Schulalltag: Der Bildungsrat. Unter dem Präsidium der Bildungsdirektorin acht vom Kantonsrat gewählte Personen aus Bildung, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Sozialwesen, davon je eine Vertretung aus der Lehrerschaft der Volksschule, der Mittelschulen und der Berufsschulen. Die SVP hat Martin Lampert als Vertretung der Lehrpersonen unterstützt. Er wurde gewählt. Damit wurde der Nomination der Schulsynode nicht entsprochen. Das folgende Votum im Kantonsrat zeigt auf, weshalb.

 

„Sehr geehrter Herr Präsident
Sehr geehrte Frau Bildungsdirektorin
Liebe Kantonsrätinnen und Kantonsräte

Zu den Wahlvorschlägen 1a und 1b teile ich Ihnen mit, dass die SVP dem Vorschlag der KBIK (Anmerkung: Ständige Kommission für Bildung und Kultur, in welcher sich bereits – auch dank der SVP – Martin Lampert durchsetzte, mit einer Stimme mehr) Martin Lampert, den Vorzug gibt. Martin Lampert ist als Vertreter der Lehrpersonen hochgeeignet. 30 Jahre lang Sekundarlehrer phil II, als Übungsschullehrer nahe an der Lehrerbildung, Behördenerfahrung als Kapitelspräsident und als Aktuar einer Schulpflege. Lampert weiss, wie er die Interessen der Lehrpersonen, für welche er abgeordnet ist, wirkungsvoll vertreten kann, als Gemeinderat der Parlamentsgemeinde Wädenswil hat er mit Erfolg Interessen vertreten.

Leider hat sich Martin Lampert disqualifiziert, indem er sich bildungspolitisch unnötigerweise und ein wenig „plump“ öffentlich von der Bildungspolitik der SVP, namentlich von unserem Diskussionsbeitrag in der Schweizerischen Lehrplandiskussion, distanzierte. Es hat die SVP Fraktion deshalb Überwindung gekostet, sich mit Lampert zu befassen und dass wir ihn heute unterstützen, ist das Resultat eines seriösen Entscheidungsprozesses.

Dabei geht es auch um das Nominationsrecht zu Gunsten der Regierung und des Kantonsrates der Schulsynode, wahrgenommen durch die Kapitelpräsidenten. Meine Damen und Herren, dieses Gremium machte kein gutes Bild. Nominiert hat das Gremium mit nur einer einzelnen Stimme Unterschied, mit 13 : 12, Katrin Meier (Anmerkung: Ehemlige Kantonsrätin, Primarlehrerin), dabei erzielte Lilo Lätzsch 3 Stimmen (Anmerkung: Langjährige, engagierte Präsidentin des ZLV, ebenfalls sehr kompetent) . Erster Fehler am Verfahren: Das absolute Mehr wurde nicht ermittelt oder dann ein Wahlgang zuwenig gehalten. Es ist wahrscheinlich, dass die Lätzsch-Stimmen, weil auch sie eine eher bürgerliche Oberstufenlehrperson ist, eher an Lampert als an Meier gegangen wären. Das ist Kaffeesatzlesen, wir wissen es nicht, aber das Verfahren war unsauber. Der zweite Fehler: Die Lehrpersonen in den Kapiteln wurden vielenorts erst nach der Nomination orientiert. Basisvertretung Null. Ich habe bisher die Mitsprache der Lehrpersonen mittels der basisdemokratische Kapitelorganisation durch alle Böden in Kommission und Parlament verteidigt und unterstützt. Aber wenn sich die Kapitelpräsidenten selbst um die Abstützung ihrer Entscheide scheren, dann berauben sie sich ihrer Legitimation. Der Vorstand der Synode glaubt offenbar selbst nicht mehr an seine Basis, an seine Organisation. Wer ein solches Resultat abliefert, darf sich nicht wundern, wenn es im Kantonsrat umgedreht wird. Und Parteien, die heute Nachmittag ihr Wahlverhalten auf eine derart zu Stande gekommene Wackel-Nomination abstützen, statt selber zwischen den dargebotenen Kandidaten abwägen, beweisen ebenfalls einen Mangel an demokratischem Gefühl.

Es bleibt also nun, zwischen jenen beiden Kandidaten der Lehrpersonenvertretung abzuwägen, die eine Chance auf deutliche Nomination gehabt hätten. Und da muss ich Ihnen einfach sagen, vpod-Mitglied Katrin Meier hat vor unserer Fraktion, beim Hearing, auf meine Frage, ob sie persönlich, wie ja auch der vpod, die Selektion in unterschiedliche Abteilungen der Sekundarstufe ablehne, diese Haltung bestätigt. Sie glaube an eine Gesamtschule, ohne Selektion, von der ersten bis zur neunten Klasse. Erstens, meine Damen und Herren, demonstriert genau diese Antwort die für eine Bildungsrätin auch in anderen Entscheiden zentrale pädagogische Haltung. Zweitens ist diese Haltung alles andere als mehrheitsfähig, bei allen Lehrpersonen, die ich kenne. Drittens widerspricht sie diametral dem Postulat „Leistung muss sich lohnen“, welches die FDP vertritt (Anmerkung: Ich versuche in meinem Voten immer wieder, unseren bürgerlichen Kolleginnen und Kollegen die Augen für ihre Wiedersprüche zu öffnen: Die FDP unterstützte Katrin Meier!). Wer nur ein Körnchen bürgerliches und demokratisches Herz besitzt, hat heute Nachmittag nur eine Wahl, und die heisst Martin Lampert.“