Leserbrief zur Abstimmung über die Armee XXI
Die Armee’95 ist in der Lage, sich ständig neuen Situationen anzupassen und antwortet mit Bewachungsaufträgen und Terrorbekämpfung, Katastrophenschutz, Kampf im Gebirge, Verteidigung der Achsen und vielem mehr auf ein breites Spektrum von Bedrohungen. Ihre grossen Mängel sind der WK-Zweijahresrhythmus und der Kadermangel. Beides verhindert, dass neu Gelerntes seriös gefestigt wird, was dazu führte, dass der Respekt vor dem Dienst sank und WK-Kurse Ärgernisse produzierten. So nahm der Dienstwille ab und bewilligte Dispensationsgesuche zu. Bald fehlten nicht nur Kader.
Würde man diese Mängel korrigieren und gleichzeitig Finanzen aus der VBS-Verwaltung und den Auslandeinsätzen der Ausbildung und Ausrüstung der wichtigen Truppen zukommen lassen, verwandelte sich die Armee’95 innert ein paar Jahre in ein taugliches Instrument der Sicherheitspolitik, viel tauglicher als die geplante Armee XXI.
Diese soll nämlich NATO-kompatibel werden, beteffend Kommandosprache (Englisch), Material, Gliederung und Einsatzverfahren. Kooperation mit der NATO soll fremde Hilfe bringen, wenn wir sie nötig haben. Mit dem Irakkrieg wurde klar, dass die NATO gegenüber nationalen Interessen ihrer Mitglieder eine untergeordnete Rolle spielt. Die Schweiz kann in Zusammenarbeit mit ihr weder die Neutralität bewahren noch auf Hilfe hoffen. Damit gründet die Armee XXI auf einem strategischen Fehler. Einzig an der Unversehrtheit eines sich selbstverteidigenden, neutralen Landes mit guter Infrastruktur, welches Verhandlungsoptionen und humanitäre Hilfe aufrecht erhält, könnten andere Staaten Interesse haben.
Zudem schwächt die Reform die Armee, weil sie kleiner wird. Divisionen werden in Brigaden umgewurstet. Unverzeihlich ist die Auflösung von auf Terrorbekämpfung und Bewachung spezialisierten Truppen, namentlich der Flughafenregimenter und der Territorialinfanterie. Gerade diese könnten die zivilen Kräfte bei grossflächigen Ereignissen wirkungsvoll unterstützen. Sie, und nicht Kampfinfanterie, müssten rund um Evian stehen!
Seit Monaten wird mancher Armeeangehörige mit der Ankündigung verfrühter Entlassungen „gluschtig“ gemacht und bereits wurden Tatsachen geschaffen. Trotzdem bleibt die Armee XXI bis zur Abstimmung vom 18. Mai eine Frage an das Volk. Ich werde mit«Nein» antworten.
Matthias Hauser, Hüntwangen