Der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband führte im Vorfeld der Kantonsratswahlen mit Bildungspolitikern aller Parteien ein Interview durch.
Für die SVP habe ich wie folgt geantwortet:
1. In welchen Bereichen sollen Verbesserungen in der Volksschule angestrebt werden?
- Konzentration auf die wichtigsten Aufgaben, nämlich auf die Bildung der Fachkompetenzen. Kernfächern sind Mathematik, Deutsch, Realien und ab der Sekundarstufe Fremdsprachen.
- Kognitiv weniger leistungsfähige Jugendliche sollen in ihren Stärken gefördert werden und im handwerklichen Bereich höhere Ziele erreichen. So werden sie bei der Berufswahl nicht über den gleichen Leisten geschlagen und haben Chancen.
- Integration und Erziehung gelingt am Besten mit Klassenlehrkräften statt ständig wechselnden Lerngruppen. Die Lehrerausbildung muss angepasst werden.
- Das Tempo aller Veränderungen so verlangsamen, dass nicht der ständige Wandel sondern der Unterricht an sich die Lehrpersonen beschäftigt.
2. Welches sind die 3 wichtigsten Anliegen, die Ihre Partei in Bezug auf die Volksschule verfolgt?
- Abbau der Bürokratie, mehr Zeit für den Unterricht, z.B. durch unsere Initiativen zur Abschaffung der Fachstelle für Schulaufsicht und zur Abschaffung der Pflicht zu jährlichen Qualitätszyklen (Schulprogramm).
- Leistungsdifferenzierte Klassen (Ablehnung der Grundstufe, dreiteilige Sek, an der die Lektionentafeln der kognitiven Leistungsfähigkeit angepasst werden, Kleinklassen, wo die Integration lernbehinderter und verhaltensauffälliger Kindern nicht klappt) und eine entsprechende Lehrerbildung.
- Bildung in der Primarstufe in Sport, handwerklichen und musischen Fächern, vor allem Mathematik, Deutsch und Realien. Auf Frühenglisch und Französisch kann in der Primarschule verzichtet werden, beides lernen Jugendliche später effizienter.
3. Das Projekt „Be-/Entlastung“ der Bildungsdirektion schlägt vor, dass die Schüler/-innen zwei Stunden
weniger zur Schule gehen sollen. Wie steht Ihre Partei dazu?
Wir lehnen entschieden ab, dass an der Bildung der Kinder Zeit gespart wird.
Zur Entlastung von Lehrkräften (und Behörden) wurden Schulleitungen eingeführt, es einige Gemeinden schaffen zusätzliche Stellen für Schulkoordinatoren, alle haben mittlerweile Schulsekretariate, viele Schulsozialarbeit. Diese erledigen, was noch vor fünfzehn Jahren Lehrkräfte und Milizbehörden alleine taten. Trotzdem ist die Belastung gestiegen. Das hat mit den Reformen zu tun, die zuerst vielenorts ausprobiert und dann im neuen Volksschulgesetz verankert wurden. Die Schüler zwei Lektionen weniger zu bilden, heisst, sie dafür bezahlen zu lassen. Unsere weinenden Kinder auf dem Plakat gegen das neu Volksschulgesetz hatten ihre Berechtigung.
4. ZLV, Vpod und SekZH verlangen demgegenüber, dass die Pflichtpensen der Lehrpersonen gesenkt
werden müssen. Wie steht Ihre Partei dazu?
Wir wollen Klassenlehrkräfte, die Vollzeit arbeiten, keine Pensenreduktion. Die Entlastung ist dadurch herbeizuführen, dass diejenigen Reformen der letzten Jahre, bei denen Mehraufwand und Mehrwert in einem Missverhältnis stehen, rückgängig gemacht werden. Dafür braucht es klare Worte der Lehrerverbände.
5. Ihre Einschätzung: Wo steht die Volksschule in 10 Jahren, respektive wo sollte sie in 10 Jahren stehen?
Bezüglich wo sie stehen wird, bin ich pessimistisch, denn die Schulpolitik im Kanton wird zu fest von idealistischen Qualitätskontrollern statt realistischen Pädagogen bestimmt. Hoffentlich können hier die Wahlen etwas bewirken. Ich hoffe, dass die Volksschule wieder den existentiellen Moment, in dem etwas gelernt wird, ins Zentrum stellt, also der Unterricht, Raum für die Beziehung Kinder-Fach-Lehrperson. Alles andere ist “Zugemüse“ und hat zu unterstützen. Die Lehrpersonen sind gleich nach den Kindern die wichtigsten Menschen der Schule, Schulleiter und Behörden müssen sich zurücknehmen.